Jahresabschluss 2019:

RT-Weihnachtsfeier in Ronneburg

Organisation & Gestaltung: Gerdi & Frank Hoffmann • Datum: 30. November 2019

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In diesem Jahr wurde die Weihnachtsfeier im hessischen Örtchen Ronneburg organisiert und recht ausgelassen begangen. Bis auf ganz wenige, die leider nicht kommen konnten, erschienen - vorweihnachtlich gestimmt - so ziemlich alle Frankfurter SL-Freunde zum gemeinsamen festlichen Jahresabschluss.

Der kleine Festsaal war weihnachtlich geschmückt. Ergänzende Deko wurde vorher selbst noch schnell integriert. Unser Dauer-Ehrengast Siggi überraschte mit einem gewaltigen selbst gebastelten Mercedes-Stern, der mit festlicher Beleuchtung den rechten Rahmen schuf.

Als alle erschienen waren, gab es einen Sektempfang, den der Landgasthof großzügig spendierte.

Kurt, als RT-Leiter, hielt eine kleine Begrüßungsansprache und ließ das vergangene RT-Jahr nochmals Revue passieren. So gab es tatsächlich jeden Monat des Jahres mindestens ein Ereignis, welches die RTler tatsächlich oder in Gedanken zusammen brachte. Ausfahrten, runde Geburtstage, Besuche...

Gerdi, die ganz früher mal im Akkordeonorchester spielte und seit Jahren kein Instrument mehr angerührt hatte, war nach ein paar Übungsstunden zu Hause wieder einigermaßen fit. Mit ein paar Weihnachtsliedern, die mittels ausgedruckten Liedertexten alle mitsingen konnten, war das Sälchen schnell in Weihnachtsstimmung. Als Zugabe griff Gerdi nochmals in die Tasten und gab zwei Russische Volkslieder mit Gesang zum Besten. Applaus, Applaus!

Das vom Landgasthof Hessenkrone angebotene mehrgängige Festmenü mit der obligatorischen Auswahl Gans, Rehkeule oder Lachs wurde bald aufgetragen. Die Kommentare unserer Gäste zum Essen waren recht unterschiedlich. Von „sehr lecker“ bis zu „man konnte es essen“ war so ziemlich alles dabei. Meine Meinung: Dafür, dass sich das Haus zu den „50 besten Dorfgasthäusern in Hessen“ zählt, der Inhaber und Koch selbst Kochbücher schreibt, war das Resultat doch recht ernüchternd. Man isst da wohl besser solo und frisch zubereitet von der Karte. Aber, Schwamm drüber - das Essen war schließlich nicht der Hauptpunkt des Abends!

Für die anschließende Bescherung hatte in diesem Jahr die RT-Kasse kaum gelitten. Selber Gemachtes war angesagt. Leckere Weihnachtsplätzchen! Elisabeth und Gerdi hatten die „Weihnachtsbäckerei“ unter sich. Christine steuerte bunte, mit Zuckerguss verzierte, Lebkuchen-Nikoläuse bei und jedes SL-Team erhielt für die künftigen, sommerlichen Roadster-Touren die richtige Musik auf einer nostalgischen Rock-CD. Die Titel der Rock-Baladen hatten Frank und Gerdi liebevoll heraus gesucht und bearbeitet.

Mit heiteren und angenehmen Gesprächen (mit und auch ohne Benzin) neigte sich die Feier dann doch irgendwann spät ihrem Ende. Einige der Gäste hatten im Haus Zimmer gebucht und konnten von der Tafel fast direkt in die Betten fallen. Die meisten jedoch mussten noch mal die Motoren starten um sich auf den mehr oder weniger weiten Heimweg zu machen. Und das war auch nicht schlimm, denn ausser Dunkelheit stellte die Straßenlage niemand vor besondere Herausforderungen ;-)

FHo

© RT Frankfurt 2019



Tagestour Oktober 2019:

Geheimnisvolle SKAT durch Rheinhessen und rund um den Donnersberg

Streckenführung & Organisation: Marie-Luise Willich & Dennis Gordon • Datum: 19. Oktober 2019

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Dennis hatte mir im Vorfeld telefonisch kurz die Ausfahrt mit ihren wesentlichen Stopps und einigen Details durchgegeben. Doch in einer Kombination aus weißen Flecken auf meiner gedanklichen Landkarte und offenbar langsam einsetzenden Gedächtnislücken hatte ich unsere diesjährige SKAT bei einer der ersten Ankündigungen doch glatt in den Rheingau verlegt. Aber Marie-Luise hat das postwendend berichtigt und ab da war auch ich wieder klar orientiert ;-) Natürlich ging es nach Rheinhessen, na ja, auch was mit Rhein…

Gemäß den dann folgenden exakten Zeit- und Ortsangaben war es dann kein Problem, sich zu interessieren und zu orientieren. Der Zuspruch im RT war wieder hoch und elf Roadster trafen zu früher Stunde am Startpunkt ein. „Treffpunkt Nierstein am Rhein, Eisdiele Morano ab 8:30 Uhr“ gab die Ausschreibung zweifelsfrei vor und so geschah es dann auch. Walter hatte nach einem Blick in den Himmel spontan entschieden, das Hardtop aufzusetzen und erschien so statt mit Rotkäppchen mit Silberhaube. Das war auch in Ordnung, denn die Wettervorhersage lautete „durchgehend bewölkt mit sonnigen Abschnitten und einzelnen Schauern“. Also, am Treffpunkt angekommen konnte, wer wollte, noch wichtige Geschäfte erledigen und einen Kaffee oder einen kleinen Frühstücksimbiss zu sich nehmen. Die Eisdiele war exklusiv für uns schon geöffnet und hatte alle Parkplätze reserviert. Dass das einschlägig bekannte und berühmte Morano den nicht zu verbergenden Charme einer Werkskantine versprüht, wundert den Erstbesucher zwar, spielt aber wohl keine Rolle, denn in den Sommermonaten sind hier vielmehr das leckere Eis und die großzügige Terrasse fast direkt am Rhein gefragt und begehrt.

9 Uhr, Abfahrt. Ich muss jetzt mal die Ausschreibung zitieren, weil die so schön beschreibt, was konkret zu erwarten war ;-):

‣ Abfahrt Nierstein 9:00 Uhr (ca.180 km mit vollem Tank)

‣ 2 kurze Stopps mit Besichtigungen

‣ 1 x Tankstelle; eventuelle Bedürfnisse

‣ ca. 13:00 Uhr Mittagessen (Hotel/Restaurant mit Seeblick)

‣ ca.14:30 Uhr Abfahrt zur Tour rund um den Donnersberg

‣ 1 x Tankstelle s.o.

‣ Panoramastrasse

‣ Besichtigung

‣ gegen 17:30 Uhr Rückkehr nach Nierstein

‣ Gemütlicher Ausklang in einem Weingut mit Restaurant

Da zudem mir und - wie ich erfuhr - vielen Teilnehmern Rheinhessen touristisch auch nicht gerade geläufig war, hatten somit fast nur Marie-Luise und Dennis eine klare Vorstellung von dem, was jetzt folgen sollte.

Aber alles gut - es kam eine wunderschöne Tour mit vielen Höhepunkten und Strecken mit, besonders im Herbst, einmaliger Farbgebung. Wenn man um diese Zeit und zudem noch bei trübem Wetter durch die Gemarkungen fährt, blickt man auf die üblichen abgeernteten Felder und alles ist grauslich braun in grau. Im „Land des Weines“ Rheinhessen ist das ganz anders. Weingärten in den schönsten Gelb- und Rottönen, soweit das Auge reicht. Wundervoll, man kennt das von Fotos des berühmten „Indian Summer“ in Kanada.

Ein paar Höhepunkte noch. Der erste „kurze Stopp“ fand an der Beller Kirche statt. Eine spätgotische Kirchenruine, die 300 m südlich des Dorfes Eckelsheim liegt. Über ihre Geschichte gibt es nur wenig Konkretes, aber viele Vermutungen und Legenden. Das aber nur nebenbei, denn ganz zufällig stehen vor der Ruine ein paar Tische und Bänke, die zum Ausruhen und Vespern einladen. Und prompt haben Marie-Luise und Dennis diese Gelegenheit genutzt. Dennis hatte extra für die Teilnehmer ein paar bouteilles Original Cidre aus Frankreich geholt und Marie-Luise dazu leckere herzhafte Muffins gebacken. Chapeau, Chapeau! Also doch auch wieder eine Genießertour, da kam erneut Freude auf.

Weiter ging's, siehe oben. Zum Mittagessen dann im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen angekommen. Tische und Parkplätze im und am Seehaus Forelle waren reserviert. Im Grünen Salon waren die Tische gedeckt und wir speisten und tranken vorzüglich mit beeindruckendem Blick auf den See.

Nächster Stopp war die Templerkapelle bzw. deren noch erhaltener Chor auf Hof Iben. Das ist schon eine Sehenswürdigkeit, die vermutlich nur wirklich kundigen Insidern bekannt ist. Das Gebäude liegt vollkommen unscheinbar und fast uneinsehbar auf dem bewirtschafteten Hofareal. Dabei gehört der Chor der Kapelle zu den frühesten Bauwerken der Hochgotik in Deutschland. Erstmals erwähnt 1258 und wohl erbaut um 1240. Die vom Langhaus erhaltenen Reste zweier romanischer Kapitelle weisen sogar auf eine Entstehung in der Zeit zwischen 1180 und 1220 hin. Wow, beeindruckend. Das hätte keiner der Teilnehmer ohne gezielte Recherche und Ansteuerung je gefunden bzw. erfahren. Nie im Leben. Und sogar der „Schinderhannes“ Johannes Bückler wurde hier gefangen genommen und kurz eingekerkert, als er im Herbst 1795 auf Hof Iben Lebensmittel aus einem französischen Proviantwagen geklaut hatte. Und jetzt waren auch wir da.

Die nächsten Ziele waren dann der Donnersberg - „in der Pfalz ganz oben“ - und dessen Zu- und Abfahrt über schöne Straßen. Gut, „ganz oben“ verspricht mehr, als es gefühlt dann ist. Zwar immerhin rund 700 m hoch hält sich das „Erleben“ dann doch in Grenzen. Ein Waldparkplatz mit einem kurzen, leichten Anstieg zum „Gipfel“. Der zeigt sich dann als Aussichtsturm mit anliegender Andenkenbude. Alles halt im Wald gelegen und den Aussichtsturm haben die Einheimischen nur gebaut, als die nach vorheriger Rodung nachgepflanzten Bäume so hoch wurden, dass sie die Aussicht versperrten. Doch so unspektakulär der Berg auch heute daherkommt, so hat er doch eine illustre Geschichte. Kelten und Germanen siedelten da und die Kelten errichteten dort bereits 150 v. Chr. eine zweigeteilte keltische Ringwallanlage, die mit 8,5 km Länge eine der größten dieser Art nördlich der Alpen war. Die im Mittelalter errichteten fünf Burgen, die heute alle Ruinen sind, belegen die strategische Bedeutung des Berges. Der oben erwähnte Aussichtsturm ist der 27 m hohe Ludwigsturm, um dessen Entstehung sich eine lustige Anekdote der schlitzohrigen damaligen Bevölkerung rankt. Diese und andere launige Geschichten erzählte uns der Betreiber des dortigen Kiosks, der sich als wahres Original herausstellte, bei einem kleinen Vortrag. Den Turm haben wir aber dann nicht bestiegen und weiter ging’s nach Plan.

Die letzte Sehenswürdigkeit wurde angesteuert. Auch wieder so ein Ding, das keiner kannte und wohl auch nicht gesucht und gefunden hätte: Der Sarazenenturm, der Turm der ev. Kirche in Dittelsheim. Erbaut haben ihn wohl Kreuzfahrer um 1080. Angeblich sind maurische oder byzantinische Stileinflüsse bei dem romanischen Turm mitbestimmend. Und das sieht man auch ganz auffallend deutlich. Hätte man nur ein Foto von ihm, würde man ihn sofort auf die arabische Halbinsel oder nach Nordafrika verorten, so untypisch verhält er sich zu den Kirchtürmen unserer Gegend. Er wird im Volksmund auch Heidenturm genannt und gilt als der schönste seiner Art in Rheinhessen.

Ja und dann… gemütlicher Ausklang. Rückkehr nach Nierstein und Einkehr in Gehringsweinwirtschaft etwas ausserhalb gelegen. Wäre es nicht schon dunkel gewesen, hätte man neben den sehr leckeren Gerichten noch einen schönen Ausblick bis zur Frankfurter Skyline geniessen können. Deren Lichter konnte man aber auch bei Dunkelheit erkennen. Und dann natürlich der Wein aus Rheinhessen… Unser mit 26.500 Hektar flächenstärkstes Anbaugebiet war lange Zeit ein Mauerblümchen und galt eher als Herkunft namenloser Markenweine (Liebfrauenmilch…) denn als eine Quelle bemerkenswerter Spitzenweine. Doch die junge Winzergeneration hebt seit rund 20 Jahren den Schatz, der auch in Rheinhessens Böden schlummert. Gleich, ob Kalk, roter Tonschiefer, Schiefer oder Porphyr – Rheinhessen ist heute ein Land voller entdeckenswerter Terroir-Weine. Qualitativ spielt eindeutig der Riesling die wichtigste Rolle, auch wenn der nur auf etwas mehr als 16 Prozent der Rebflächen wächst.

So, spätestens jetzt kommt der ganz starke Wunsch auf, doch besser den Roadster zuhause gelassen zu haben. Liebend gern hätte man in gemütlicher Runde ein oder zwei oder auch drei Schoppen gesüffelt. So musste es leider nur bei einer kleinen Kostprobe bleiben.

Alle Teilnehmer sagen dankbar: „Toll gemacht, Marie-Luise und Dennis!“

KFa

© RT Frankfurt 2019



RT-Gourmet- und Genießertour in den Vinschgau:

Giro d'Italia SL 2019

Idee & Organisation: Christine & Kurt Faur • Datum: 6. bis 10. September 2019

Unsere Tour de France SL 2018 hat gut gefallen. Das hat den Ausschlag dafür gegeben, auch für 2019 eine „große” Ausfahrt in Angriff zu nehmen. In Frankreich standen die touristischen Momente im Mittelpunkt; Unterkunft und Verpflegung richteten sich daran aus. Das wollten wir bei dieser Ausfahrt umkehren, deren Ziel daher war, den Gourmet und Genießer in uns zu erfreuen. Wir hatten Südtirol ausgewählt, obwohl dort eigentlich jeder schon einen oder mehrere Urlaube verbracht hat. So auch wir. Aber schöne Orte, an denen man sich wohlgefühlt hat, besucht man in gewissen Abständen immer wieder gern. Mit dem Hotel Rössl in Rabland hatten wir einen zentralen Ort unserer Gourmet- und Genießertour in den Vinschgau gefunden, an dem wir exzellent beherbergt und vorzüglich bewirtet wurden. Die begleitenden Tagestouren, vom Hotel und uns geplant, erfreuten unsere Roadster und uns bestens. Und stets stand hierbei nicht die Herausforderung, sondern vielmehr der Genuss im Vordergrund. Und der September ist bekanntlich auch die beste Reisezeit für solcherart Genuss in Südtirol. Also — Buon viaggio e soprattutto buon appetito!

Damit ist eigentlich - zugegeben sehr knapp - schon alles beschrieben, was diese schöne Sommerreise ausmachte, die 21 Teilnehmer mit ihren 12 Roadstern in Südtirol erlebt und genossen haben.

Ich will nun auch nicht minutiös über viele Details berichten. Dafür war die Ausfahrt zu lang und die Eindrücke während der Tagestouren zu vielfältig. Wer dabei war, der wird das bestätigen. Aber ich komme zurück auf das Motto der Ausfahrt, Gourmet- und Genießertour zu sein und füge die Weisheit hinzu, dass Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte sagen.

Lasst euch und eure Augen also mitnehmen auf die Reise nach und durch Südtirol und seine Genüsse für Leib und Seele!

Tag 1 und 2 - Anreise über Ettal und das Timmelsjoch

Bis Rabland bei Meran fährt man gewöhnlich über den Reschenpass und auf einen Rutsch durch. Wenn man es eilig hat. Aber - wir wollten ja genießen und reisen. Ausserdem sollte die Anreise zugleich auch Ausfahrtcharakter haben. Daher ging's - mit Ausnahme weniger Teilnehmer, die direkt anreisten - nach dem Motto „Vom ewigen Eis zum Südtiroler Wein” zunächst kilometerfressend über die Autobahn nach Ettal zur ersten Übernachtung. Im landestypischen und urigen Hotel Blaue Gams oberhalb des berühmten Klosters wurden leckere bayrische Schmankerl genossen und frisches Kloster-Bier dazu getrunken. Und davon gab es mehrere Sorten, eine leckerer als die andere... Dieser Genuss-Teil hatte schon mal geklappt, das Wetter war aber leider nicht so mit uns. Die angekündigte trübe und regnerische Wetterlage trat zunehmend ein.

Daran änderte sich auch am Folgetag nichts. Im Gegenteil. Aber, was soll's - gut gefrühstückt und ausgeruht ging's auf die vor uns liegende reizvolle Strecke über die Alpen. Über Grainau - Leermoos - Biberwier - Nassereith - Imst - Oetz -Längenfeld - Sölden und Zwieselstein erklommen wir das Timmelsjoch und kamen auf 2.509 m Höhe an. Die Streckenführung ist jetzt keine wirkliche Herausforderung, aber das Wetter da oben war so, wie man es sich schlechter nicht hätte vorstellen können: Nebel, Regen, Schneeschauer und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Für unsere Roadster der erste Schnee ihres Lebens... Sie ließen sich aber nichts anmerken. Kleiner Imbiss im Rasthaus auf dem Gipfel (war das schon in Italien?) und weiter ging's über St. Leonhard - St. Martin - Dorf Tirol und Meran nach Rabland ins Hotel. Das Wetter wurde bergab auch schnell und deutlich besser und wir kamen bei fast schönem Wetter dort an.

Wir wurden sehr herzlich an der Rezeption und von Sara Pircher, meiner Ansprechpartnerin während der Planungsphase, empfangen und bezogen unsere sehr schönen, großzügigen und komfortablen Zimmer in der ruhig gelegenen Residence Rössl. Sara und ihr Mann, Juniorchef Stefan, die sich den ganzen Aufenthalt über rührend und sehr warmherzig um uns kümmerten, hatten zur Begrüßung dann auch aller inzwischen eingetroffenen Teilnehmer zu einem Aperitif an den Badeteich eingeladen. Da das Wetter zwar schön, aber doch - sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit - recht frisch war, fand dieser ersatzweise an der Bar statt. Wir wurden nochmal zusammen und offiziell begrüßt, man reichte Stuzzichini (piccolo antipasto per aperitivi) und wir stießen mit einem schön perlenden Rössl Cuvée Midi auf einen schönen und guten Verlauf der vor uns liegenden Tage an. Eine kleine Überraschung gab's auch noch: Jeder Teilnehmer erhielt ein exklusives Ausfahrt T-Shirt mit den Logos des Gastgebers der Region und des RTs. Und mit dem ersten 5 Gang Gourmetmenü am Abend nahm unsere tolle Zeit im Rössl ihren Lauf.

Tag 3 - Freizeit

Eigentlich war am ersten Tag unseres Aufenthalts schon die erste Tagestour des Hotel Rössl vorgesehen. In der Woche zuvor schien die prognostizierte Wetterlage dafür auch problemlos geeignet. Aber das Wetter war nicht mit uns... Vollkommen überraschend zogen Regen und - nach Auskunft der Einheimischen absolut untypisch für September - Kälte auf und in den höheren Regionen schneite es sogar sehr kräftig. Dieses Wetter war uns ja schon tags zuvor auf dem Timmelsjoch begegnet. Nun zog es über den Vinschgau; unten Regen, oben Schnee. Das Timmelsjoch und das Stilfser Joch wurden wegen der Schneemassen bis auf weiteres für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Oh Mann - das Stilfser Joch stand ja noch auf unserer Liste für Tagestouren... Ab jetzt gehörte der mehrmalige tägliche Internet-Blick auf die Situation der Alpenpässe zur Tagesordnung.

Nun, mit solchen Überraschungen rechnet der erfahrene Tourplaner und so wurde dieser Tag spontan zu einem der vorgesehenen Freizeittage erklärt. Jeder konnte machen, was er gern wollte. Hm... gut gesagt, aber was macht man bei Dauerregen? Das klärte sich jedoch schnell. Einige Paare nutzten den großen Wellness-Bereich des Rössl; eine Hand voll Unerschrockene brachte Überzieher und Regenschirm in Anschlag und machte sich per Vinschgerbahn auf den Weg nach Meran.

Meran bei Regen ist zwar jetzt auch nicht die reine Freude, aber die bekannten Lauben boten Schutz vor Regen und verlockten zu einem schönen und ausführlichen Schaufensterbummel. Blöd nur, dass es Sonntag war. Shopping war zu unserem Leidwesen daher nur ganz vereinzelt möglich. Es kam daher, wie es kommen musste: Einkehr ins historische Gasthaus rössl bianco in den Lauben. Und da liess es sich gut sitzen, vespern und quatschen.

Zurück ging's dann schon trockenen Hauptes und am Abend erwartete uns das festliche sonntägliche Galamenü mit 6 vorzüglich mundenden Gängen und dezenter Harfenbegleitung - Chapeau!

Tag 4 - Gampenpass - Mendelpass - Kaltern

Erster erwartungsvoller Blick am Morgen aus dem Hotelfenster... Aahh - Sonne, blauer Himmel und klare Sicht. So soll das sein! Und auf den Gipfeln der Berge rundum wunderbare weisse Hauben - schöne Folge des vorangegangenen Wintereinbruchs.

Also los, freuen wir uns auf die erste Ausfahrt des Rössl. Angekündigt war:

• Start um 10 Uhr Hotel

• Fahrt nach Lana, dort bis zum Gampenpass (1.513 m Höhe, verbindet das Etschtal mit dem Nonstal).

• Weiter über Fondo bis zum Mendelpass (1.362 m Höhe). Gerne können wir auf Wunsch einen Stopp einlegen, zum Bilder machen.

• Danach geht es die Passstraße Richtung Kaltern (sehr bekannt für den Kalterer See).

• Dort organisieren wir gerne eine kleine Weinführung mit Weinprobe und Häppchen.

• Anschließend besteht die Möglichkeit über die bekannte Weinstraße zurück nach Rabland zu fahren, dann sind wir um ca. 15 Uhr wieder im Hotel.

10 Uhr: Gentlemen, start your engines! Sara und Stefan erwarteten uns in ihrem wunderschönen metallicblauen Jaguar XK8. Der Bezeichnung nach ein Convertible, also eher ein Cabrio, obwohl auch Zweisitzer. Na gut, das war jetzt zwar kein Mercedes, aber er harmonierte immerhin altersmäßig mit unseren Roadstern. Und - wow - er konnte sein Cabriodach während langsamer Fahrt elektrisch öffnen und schliessen... Dass wir das einige Male sehen konnten lag wohl an Sara, die ob der doch noch etwas frischen Temperaturen ihrem Stefan anzeigte, wann er den Mechanismus zum Schliessen auslösen musste.

Die Tour verlief wie angesagt. Stefan als Fahrer liess sich nicht davon abbringen, mit - wie er wohl dachte - uns älteren Semestern doch sehr gemächlich zu fahren. Da sind wir aber schon eine etwas flottere Gangart gewöhnt... ;-) Der Vorteil aber: Man konnte sehr schön die Landschaft und die Ortsdurchfahrten geniessen. Unterwegs Rast im Weingut mit Kellerführung, Weinprobe und typischer leckerer Tiroler Marende, die jedoch von der Menge und Vielfalt weit mehr als die übliche Jause mit Speck am Brettl war.

Wir waren etwa zur angekündigten Uhrzeit wieder zurück im Hotel. Genug Zeit, sich zu erholen, die Füße hoch zu legen oder den Wellnessbereich des Rössl weiter zu erkunden. Am Abend dann freudiges Treffen an der Hotelbar und erwartungsvolle Gedanken an die Menüfolge des heutigen Gourmetmenüs.

Letzte Information: Das Stilfser Joch ist noch gesperrt...

Tag 5 - Algund - Hafling - Terlan

Das „Problem” Wetter schien sich offensichtlich aufgelöst zu haben. Die Temperaturen waren zwar noch nicht ganz so warm wie erwartet bzw. wie im September üblich, aber ansonsten sah alles - auch für die nächsten Tage - gut aus. Somit konnten die weiteren Tagestouren nach Plan stattfinden. Nur das Stilfser Joch war am Morgen nach wie vor gesperrt. Aber wir hatten noch genügend Zeit.

So stand um 10 Uhr der blaue Jaguar mit Sara und Stefan wieder bereit und wir folgten neugierig. Auf dem Plan stand:

• Fahrt nach Algund, weiter nach Meran, von dort nach Hafling bis zur Talstation Meran 2000.

• Kurze Kaffeepause

• Weiterfahrt über den Tschöggelberg bis nach Terlan und von dort die Panoramastraße zurück nach Rabland.

Die Beschreibung war zwar knapp, aber dieser Ausflug hatte es auch wieder in sich. Es ist schon ein immenser Vorteil, wenn man von Einheimischen durch die Lande geleitet wird. So bogen wir wieder häufig von den großen Straßen ab und durchstreiften - fast ohne weiteren Fahrzeugen zu begegnen - die wunderschöne Berglandschaft und die malerischen Ortschaften. Man kam sich teilweise vor wie in einem historischen Freilichtmuseum. Und in Südtirol erweist sich die banalste Kaffeepause stets auch als Gelegenheit, einige kleine Leckereien bester Qualität zu sich zu nehmen. Da kommt keine Aufbackware auf den Tisch!

Rabland und Meran liegen zwar ganz eng zusammen, aber dazwischen liegt ein eigentlich namenloser Ort, den die Einheimischen traditionell nur „Forst” nennen - die bekannte Forst Brauerei. Sara und Stefan wussten wohl, dass man dort Oktoberfest nach bayerischem Vorbild feierte und so war ein ungeplanter(?) Stopp auf dem Rückweg nicht zu vermeiden. Und - erneut überraschend - wurden wir im Biergarten der Brauerei von den beiden zu einer zünftigen Halben samt Weißwurst und Brezn eingeladen. Wirklich authentisch und lecker! Die paar Meter weiter zum Hotel fand dann jeder individuell selbst und wegen der nur ein paar Meter konnten sich auch die Fahrer ausnahmsweise ein klitzekleines frisches Bierchen gönnen, oder zwei ;)

Im Hotel hatte mittlerweile jeder so seine bevorzugte Wellnessaktivität bis zum Abendessen gefunden und so begegnete man sich hier und dort entsprechend erholsam beschäftigt. Das Treffen an der Hotelbar konnte auch schon wieder bei angenehmer Temperatur auf der Terrasse stattfinden. Was sich die Küche wohl heute Leckeres ausgedacht hatte...?.

Auch am Abend: Das Stilfser Joch ist noch immer gesperrt...

Tag 6 - Freizeit ... und Weinprobe

Nur wegen des Plans, das Stilfser Joch zu „besteigen”, wurde das Wetter - bzw. genauer: die Situation der Passstraßen - erwartungsvoll beobachtet. Doch - Entwarnung, das Stilfser Joch war wieder für den Fahrzeugverkehr freigegeben. So konnten die restlichen Tage im Rössl jetzt final geplant werden. Heute Freizeit, morgen Stilfser Joch, am Freitag dritte und letzte Ausfahrt des Hotels.

Weil die Zugverbindung nach Meran eigentlich problemlos funktioniert hatte, wurde - von denen die mochten - auch diesmal entschieden, Bozen auf gleichem Weg zu besuchen. Es war zwar ein Umstieg in Meran von der Vinschgerbahn in einen Zug der Trenitalia (Ital. Staatsbahn) nötig, aber das klappte, bis auf ein paar kleine Umstände beim Ticketkauf (es musste kompliziert in Meran nachgelöst werden), dann doch ganz gut. Bozen bei schönstem Sonnenschein, da gibt's keine Klagen. Leider war das für den Mittag angepeilte Restaurant Forsterbräu Central hartnäckig besetzt. In der notgedrungen ersatzweise aufgesuchten Konditorei Monika beschränkten wir uns dann auf ein Eis und/oder einen Cappuccino. Das ging auch, denn abends wurden wir ja wieder köstlich verwöhnt.

Doch vor dem Abendessen gab es noch ein Angebot im Rössl, welches von den Genießern gern und erwartungsvoll angenommen wurde: Eine Weinprobe in Seniorchef Erichs „heiligem” Weinkeller. Wir hatten zwar schon eine Weinprobe, aber was uns in Erichs Keller geboten wurde, war sensationell. Das Weingut der Grafen von Toggenburg, auf dem Ansitz Poggio Rozzi inmitten des Chianti-Gebietes gelegen, präsentierte seine Preziosen. Wie nun, ein Weingut aus der Toscana mitten im Weinland Südtirol? Ganz einfach: Dort in der Toscana werden Weine ganz nach Südtiroler Tradition und mit diesbezüglich hohen Ansprüchen von Graf Eberhard von Toggenburg an und ausgebaut. Lukas Schmittner, ein Urtiroler Bub und für den Vertrieb zuständig, präsentierte die Weine fröhlich, charmant und kompetent. Die Stimmung war schnell gelöst und man goutierte Probe für Probe der edlen Gewächse. Und am Schluss gab es keinen, der nicht die eine oder andere Flasche seiner Wahl in kleinen oder größeren Mengen geordert hatte. Fast jeder konnte beim Eccellenza nicht widerstehen. Da mussten es schon sechs Flaschen sein, auch wenn dafür ein kleines Vermögen draufging. Immerhin wurde der Wein vom renommierten Falstaff bei der Trophy 2019 mit hervorragenden 94 Punkten ausgezeichnet. Und das zu Recht!

So war dann auch der kurze Weg vom Weinkeller ins Restaurant nur ein Wechsel von Genuss zu Genuss. Zumal die zum Menü empfohlenen Weine wie zufällig vom Weingut Toggenburg stammten... Perfekter Genuss, auch an diesem Abend, war also garantiert.

Tag 7 - Stilfser Joch und Glurns

Jetzt war es also so weit: Ich als Organisator der Gesamtausfahrt durfte auch mal eine Tagestour anführen ;-) Da diese in eine Gegend Südtirols führte, die mir aus vielen vergangenen Besuchen dort bestens bekannt war, freute ich mich sehr darauf. Interessant war, dass zu meiner Überraschung fast keiner der Teilnehmer - obwohl meist Südtirol-Kenner - die Passstraße kannte, geschweige denn befahren hatte. Na dann, auf gehts. Die Streckenführung ist äußerst banal: Vom Hotel nach links abbiegen, dann geradeaus durch den Vinschgau bis auf die Höhe von Prad, wieder links ab und dann immer geradeaus bis zum Gipfel. Um kurz in Erinnerung zu rufen, was da vor uns lag: Das Stilfser Joch ist ein Gebirgspass in den Ortler-Alpen. Mit einer Höhe von 2.757 m ist das Stilfser Joch der höchste Gebirgspass in Italien und nach dem Col de l’Iseran in den Französischen Alpen (mit 2.764 m mal gerade 7 m höher) der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen. Es verbindet Prad im Vinschgau mit Bormio im Veltlin. Dafür führen beim Stilfser Joch 48 Kehren zum Gipfel, beim Col de l’Iseran nur 28. Also schon eine Herausforderung und ein Ritterschlag für unsere tapferen Roadster und ihre Fahrer, wenn sie dann oben angekommen waren. Denn höher geht's in Europa nimmer.

Aber vor dem Aufstieg gab's noch eine Rast im „Basislager” an Kehre 48, dem Hotel Bella Vista in Trafoi. Ein Haus, in dem wir uns vor langer Zeit als Bergwanderer mehrfach aufgehalten hatten und das wir als ganz einfachen Alpengasthof kennen gelernt hatten. Seinerzeit ein uriges Haus mit dem Charme der 50er Jahre und damals wie heute im Besitz der Familie Thöni. Thöni...? Ja genau, Gustav Thöni ist ein ehemaliger italienischer Skirennläufer und ehemaliger Alpiner Skirenntrainer. Der Südtiroler Slalom- und Riesenslalom-Spezialist gehörte in den 1970er Jahren zu den erfolgreichsten Rennläufern überhaupt. Bei unseren Aufenthalten dort war er noch aktiv als Trainer der Italienischen Ski-Nationalmannschaft und „unsichtbar”, aber seine imposante Trophäen-Sammlung war damals schon der Hingucker in der Gaststube. Eine Galerie glänzender Trophäen des Sports: vier Weltcup-Pokale, Olympiamedaillen, Weltcup-Medaillen und jene der Weltmeisterschaften zeugen vom triumphalen Erfolg Gustav Thönis. Das Haus wurde mittlerweile gefühlvoll renoviert und bietet zeitgemäßen alpinen Luxus, strahlt aber nach wie vor familiäre Gemütlichkeit aus.

Glücklicherweise war bei der Renovierung auch die Parkplatz-Situation verbessert worden. Statt einst weniger Plätze direkt vor dem Haus gibt es heute einen große Parkplatz. Wir parkten und gingen durch das Hotel bis zur Terrasse abseits der Straße und genossen dort einen wunderbaren und imposanten Panoramablick auf die Gletscherwelt der Ortlergruppe. Ein kleiner Imbiss, ein Getränk und viel Zeit zum Genießen der „bella vista”.

So, ab hier wurde die Strecke anspruchsvoll und höchste Konzentration beim Fahrer war geboten. Der Funkverkehr wurde eingestellt denn beide Hände gehören hier an's Lenkrad. Entgegen meinen Befürchtungen (erster Tag nach Öffnung des Passes) war der Verkehr recht überschaubar, der Gegenverkehr eher gering und die vielen Radfahrer, die den Pass ständig befahren, konnten recht gut überholt werden. Unsere Roadster schienen sich richtig zu freuen, denn mit Begeisterung folgten sie den unendlichen Lenkrad-Drehungen, dem kräftigen Druck auf's Gaspedal und den ebenso harten und häufigen Tritten auf die Bremse. Oben angekommen taten sie nahezu unbeeindruckt... Und das auch von den Schneemengen, die noch gut vorhanden waren. Und wie ging's den Fahrern und Beifahrenden? Durchweg „gut”, auch wenn ich angeblich „ganz schön flott” gefahren sei. Na ja, auf dieser Strecke nicht überholt zu werden, das waren wir unseren schönen Sportcabrios und uns doch schliesslich auch schuldig, oder...?

Zum Gipfel muss nicht viel gesagt werden. Reine Touristenattraktion mit den üblichen Andenkenbuden halt und den Hotels und Liftanlagen des Sommer-Skigebietes. Dazu alles, was zwei oder vier Räder hat und Berge erklimmen kann. Nachdem soweit alles beäugt und das Bannerfoto im Kasten war, gönnten sich Rainer G. und Christof noch schnell die wahrscheinlich höchste Bratwurst ihres Lebens, dann ging's weiter wieder bergab. Ha ha, höher ging's ja auch nicht :) „Weiter” bedeutet, dass wir das Stilfser Joch nicht wieder zurück, sondern auf der anderen Seite über den Umbrailpass fuhren, den mit 2.501 m höchsten Schweizer Pass. Eine Strecke, die auch mir neu war. Aber wunderschön. Zwar auch viele Kurven und Kehren, aber dazu viel mehr schöne Berglandschaft und optische Genüsse. Zutreffend auch „Die unbekannte Seite des Stilfser Jochs” genannt.

Unten und wieder im Vinschgau angekommen, bot ich als Option an, in Glurns Halt zu machen oder direkt ins Hotel zurück zu fahren. Glurns ist mit 900 Einwohnern eine der kleinsten Städte der Alpen. Sehenswert dort sind die vollständig erhaltene Stadtmauer und der mittelalterliche alte Ortskern mit gewaltigen, fast meterdicken Hauswänden, die oft im typischen Laubenstil gehalten sind. Die Ausfahrtgesellschaft teilte sich nach Gusto auf und die Glurns-Besucher schlenderten durch das pittoreske Städtchen, bewunderten und bestiegen die alte Stadtmauer und kehrten schliesslich auf dem Stadtplatz im bzw. vor dem wunderschönen Gasthof Grüner Baum zu Kaffee, Eis und Erfrischung ein. Hochsommerlich warm war's ja.

In Glurns konnte man wunderschön sitzen, Eis schlecken und plaudern. Dazu Passanten und vorbeifahrende Autos beobachten, dolce vita halt... Wir hatten gut Zeit und die nahmen wir uns auch. Der Rückweg ins Hotel dann wieder auf der morgendlichen Strecke. Diesmal aber ohne erwartungsvolle Anspannung und mit der Sonne im Rücken noch eine schöne Genußstrecke durch den Vinschgau. Was dann kam, ist ja mittlerweile bestens bekannt. Und die Temperaturen luden danach zum ausführlichen Absacker auf der Terrasse ein.

Tag 8 - Eggental - Moseralm - Magreid - Nals

Heute also die dritte und letzte vom Rössl geführte Tagestour. Da war nicht nur der „Roadplan” illustriert gestaltet, auch am Steuer des XK8 gab es einen Wechsel. Seniorchef Erich lenkte und als Copilot fungierte Stefans Schwiegervater Franz.

Wie üblich starteten wir um 10 Uhr. Dann nach Bozen, Kardaun, Eggental, Birchabruck, Welschnofen, Karersee, Vallonga, San Giovanni, Soraga di Fassa, Moena, Predazzo, Cavalese, Auer. Die mehr italienisch klingenden Ortsnamen zeigten schon, dass wir heute eine etwas andere Gegend besuchten. Es ging weiter östlich in Richtung Rosengarten, Dolomiten. Auch die vorgesehene Streckenlänge und die Rückkehrzeit waren anspruchsvoller: 180 km und 16:30 Uhr.

Die Durchfahrt durch Bozen war zwar nicht ohne, aber wir sind ja Großstadtverkehr gewohnt und dank der Funkgeräte gab es keine wirklichen Probleme. Die Kolonne riss in der Stadt zwar etwas auseinander, aber das Sammeln hinter Bozen klappte dann schnell. Die weitere Streckenführung bereitete keinerlei Probleme, denn wir waren wieder auf kleinen und kleinsten Straßen unterwegs. Und - siehe da - die Senioren im Jaguar wussten, welches Tempo gefahren werden konnte. Es ging so angenehm-flott zu, wie wir es von unseren eigenen Ausfahrten gewohnt sind. Dass die Jugend immer glaubt, wir könnten nur noch schleichen... ;-)

Wir erreichten den Karersee. Das musste man aber wissen bzw. Franz wies uns darauf hin, denn zu sehen war der kaum. Er ist aber immerhin einer der beliebtesten Seen Südtirols. Schon gewöhnlich mit 300 m Länge kein großes Gewässer, war er wegen des bekanntlich sehr trockenen Sommers kaum mit Wasser gefüllt. Ein Stopp war daher wenig reizvoll. Schade, und schade war auch, dass ein vorangegangenes Unwetter in der Gegend große Flächen Nadelwaldes zerstört hatte. Es sah wirklich schlimm aus und allerorten waren die Aufräumarbeiten im vollen Gange. Hoffentlich lernt man daraus und pflanzt robusteren Mischwald nach. Nach kurzer Strecke erreichten wir unseren Imbiss-Stop, die Moseralm. Sehr schön gelegen und mit einem traumhaften Blick auf den Rosengarten. Da konnte man sich auch die berühmten Drei Zinnen der Dolomiten plastisch vorstellen. Und wir waren wieder einmal mitten in einem UNESCO Welterbe.

Es gab die üblichen Kaffee- und Kuchenleckereien und ganz bestimmt einen sehr leckeren frischen Apfelstrudel oder Kaiserschmarrn.

Auf der weiteren Strecke dann noch ein tolles Highlight: Besuch der Vineria Paradeis im bekannten Weingut Alois Lageder in Magreid. Im sehr idyllischen Hof waren unter Sonnenschirmen mehrere runde Tische für uns reserviert und es wurde eine wieder sehr typische und leckere Marende serviert. Bei so einem leckeren Essen und einem guten Glas Wein lässt sich hier wunderbar die Zeit vergessen. Schade - aber wir mussten weiter. Doch ein Blick in den Hofladen des Weingutes musste noch sein. Man hätte jetzt zwar Wein im Mengen kaufen wollen, aber wir waren ja nicht mit Transportern unterwegs. Leider. Ein kleiner Kanister des hervorragenden Bio-Olivenöls musste aber mitkommen. Der Rückweg führte noch über eine schöne Strecke oberhalb des Kalterer Sees mit tollem Blick ins Tal und auf den See.

Kulinarisch noch hoch motiviert vom Besuch der Vineria war es erneut ein gedanklich kurzer Weg zu den abendlichen Genüssen im Hotel. Ein schöner Abend im Restaurant und auf der Terrasse ließ auch diesen beeindruckenden Tag wieder wunderbar ausklingen.

Terrasse? Ach ja, da war noch was ;-) Es war ja unser letzter Abend im Rössl. Außer, dass wir uns alle - zum Teil sogar im landestypischen Trachtenlook - ordentlich aufgebrezelt hatten, musste der natürlich angemessen gewürdigt werden. Wir hatten besprochen, das übliche Trinkgeld nicht anonym im Schweinchen an der Rezeption zu versenken. Also ging der Hut rum und das großzügige Ergebnis unserer Kollekte überreichten wir bei einer kleinen feierlichen Verabschiedung an das hervorragende Serviceteam des Rössl. Auch bei Sara, Stefan und Erich bedankten wir uns sehr herzlich, denn der Aufenthalt bei der Familie Pircher war nach einhelliger Meinung aller Teilnehmer allererste Sahne. Ganz großer Beifall!

Ja, und Christine und mir ist es noch heute fast peinlich, dass wir unser Kistchen des georderten Eccellenza nicht bezahlen durften. Das war der Dank der Teilnehmer an uns als Ausrichter der Genießertour. Wir sagen auch hier und nochmal ganz lieben Dank - ihr seid spitze!! Und das Geschenk war wahrhaftig zu groß :-)

Tag 9 und 10 - Reschensee - Ottobeuren und Heimreise

Kinder, wie die Zeit vergeht... Da war sie also schon wieder fast Geschichte, unsere Gourmet- und Genießertour in den Vinschgau. Bereits jetzt konnte man sagen: „Das Konzept ist voll aufgegangen!” Ganz sicher.

Der Morgen begann wie immer mit dem köstlichen und vielfältigen Frühstücksbuffet im Rössl. Große Eile musste auch am Abschiedstag nicht sein, denn die vor uns liegende Tagesstrecke nötigte nicht zum frühen Aufbruch. Wie bei der Hinreise hatte ich auch die Heimreise in zwei Tage aufgeteilt. Nicht alle Teilnehmer folgten, einige hatten es eilig oder individuelle Pläne und nahmen eigene Wege.

Gemeinsam haben wir uns jedoch noch von Sara und Stefan verabschiedet. Die offiziellen Lob- und Dankesworte waren ja am Vorabend bereits ausgesprochen worden, und so gab es einen lockeren Abschiedsplausch am Hotelportal. Und dann endgültig Servus, Pfiati und Tschüss und los ging's. Die Tagestour trug den Titel „Vorbei an versunkenen Orten” und führte über den Reschenpass (1.507 m) - Nauders - Imst - Lermoos - Reutte nach Ottobeuren zum Hotel Hirsch. Rund 270 km.

Der erste Streckenabschnitt war bekannt. Es ging wie zum Stilfser Joch durch den Vinschgau. Bei Prad jedoch nicht links ab, sondern geradeaus Richtung Reschenpass. Alle Straßen sind gut ausgeschildert und entspannt zu befahren. Die Funken konnten ruhen und wurden erst wieder kurz vor dem Reschensee bemüht. Eine Parkmöglichkeit sollte gefunden werden. Der Kaffee drückte und der berühmte Kirchturm im See wollte in Ruhe besichtigt werden. So einfach, wie wir es von früher kannten, als man irgendwo in Sichtweite des Turms am Seeufer anhalten und frei parken konnte, war es aber nicht mehr. Natürlich musste der Wildparkerei Einhalt geboten werden, alles reglementiert und auf einen kostenpflichtigen kleinen Parkplatz konzentriert werden. Aber ich will nicht meckern, selbst auf dem gut gefüllten Parkplatz gelang es letztlich jedem, nach ein paar Platzrunden eine Lücke zu ergattern. Da wir ja nur kurz verweilen wollten, haben wir uns frech das eigentlich fällige Parkticket ganz mutig verkniffen und Geschäfte, Sightseeing und Fotos erledigt. Dann fuhren wir unauffällig und unbehelligt weiter ;-)

Vor uns lagen nun der Reschenpass und die Durchquerung Österreichs, das Land, welches Autobahnmaut mit gefühlt nahezu wegelagernden Methoden durchsetzt. Bei langen Strecken, bei denen man bewußt die Autobahn nutzt, ist die Mautpflicht in Ordnung und kein Grund zur Kritik. Wenn man aber - wie wir - eine mautfreie Strecke wählt und nur ein ganz kleines Stück der A12 bei Imst vermeiden möchte, dann muß man höllisch aufpassen, nicht durch die hinterlistige Beschilderung letztlich doch und ungewollt auf der Autobahn zu landen. Und da ist garantiert sofort eine Mautkontrolle und die nicht geringe Strafe wird gnadenlos fällig. Aber - mit vereinten Kräften, Navihilfe und Kontrolle der Fahrtrichtung auf der Straßenkarte gelang es, die Gefahr zu bannen. Wir konnten wieder die schöne Fahrt über Land genießen. Geknubbelt hat es sich dann noch am Fernpass, aber da ist ja immer Stau. Am späten Nachmittag liefen wir schließlich in Ottobeuren ein.

Das Hotel Hirsch liegt in der Fußgängerzone und nach ein paar Irritationen fanden wir schließlich die Tiefgarage und checkten ein. Wie auch in Ettal hatte ich - passend zur Tour - ein uriges bayrisches Hotel ausgewählt. In diesem Fall sogar eines mit eigener Brauerei. Dachte ich. Von außen war das Hotel auch ein schöner historischer Bau. Innen war's jedoch vorbei mit der Urigkeit. Moderne und anonyme Zimmer, die Brauerei nur durch ein paar museale Gerätschaften angedeutet und „das Restaurant” mehr oder weniger zweckmäßig gestaltet. Die einzige urige Gaststube war natürlich geschlossen: Hochzeitsgesellschaft im Saal. Da war ich schon einigermaßen enttäuscht... Aber - die vorab bestellten Tische standen zur Verfügung und die ebenfalls zuvor von jedem ausgewählte Speise kam zuverlässig, schmackhaft und in ordentlicher Portionsgröße. Dazu frisches Bier aus der Hausbrauerei in mehreren leckeren Sorten. Sogar die Bedienung war sehr nett und so waren wir alle zufrieden und ich wieder versöhnt. Alles gut! Eine kleine Anekdote noch: Als wir anreisten, war der große Platz, an dem das Hotel steht, massenhaft bevölkert und alle Außenplätze der anliegenden Gastronomie waren belegt. Nach unserem schmackhaften Nachtmahl wollten wir uns noch die Füße vertreten, etwas frische Luft schnappen und vielleicht noch ein Eis schlecken. Als wir auf den Platz traten - absolut tote Hose. Kein Mensch war mehr zu sehen und kein Lokal hatte mehr geöffnet. Und es war doch erst kurz nach 21 Uhr... Wir konnten es nicht fassen und mussten uns notgedrungen mit frischer Luft und Füße vertreten begnügen. Sehr merkwürdig, die dortigen Gebräuche.

Dafür weckte uns am nächsten Morgen um sieben Uhr die lautstarke Bimmelei der Glocken der nahen Benediktinerabtei, und das im halbstündlichen Abstand. Kein Wunder, dass die Einheimischen schon am frühen Abend in der Kiste lagen ;-)

Wir trafen uns beim Frühstück. Das war in Ordnung. Nach einer Ehrenrunde durch den Ort - die haben es da nicht so mit eindeutiger Beschilderung - ging's nach einer kurzen Strecke auf der Landstraße dann schließlich auf die Autobahn A7. Und nachdem der obligatorische Megastau an der Baustelle des Virngrundtunnels überstanden war: Freie Fahrt Richtung Heimat. Weil wir im Tunnelstau lange in praller Sonne stehen mussten und es nur im Schritttempo voran ging, juckte natürlich der Gasfuß und unsere tapferen Roadster konnten zeigen, dass sie nicht nur zum genüßlichen Cruisen geeignet sind, sondern auch das sehr zügige und komfortable Reisen hervorragend beherrschen. Wir verloren uns schnell aus den Augen und so gegen 15 Uhr war jeder wieder zu Hause angekommen. Und jetzt war der Giro d'Italia SL 2019 wirklich Geschichte.

KFa

© RT Frankfurt 2019



Tagestour August 2019:

Mit Gästen zum großen SL-Treffen nach Hohenroda

Streckenführung & Organisation: Frank & Gerdi Hoffmann • Datum: 3. August 2019

Die „Offebacher Wetterfrösch“ hatten sich mal wieder leider nicht geirrt. Bis mittags sollte es hin und wieder ordentlich schauern. Und das tat es dann auch. Also mussten die Dächer unserer Roadster vorerst verschlossen bleiben.

Aber nun, zuerst mal der Reihe nach. Zehn Autos trafen sich direkt an der berühmten Klopsbraterei mit dem großen „M“ bei Florstadt in der Wetterau. Nee, auf Klopse & Co hatte morgens gegen 10 Uhr noch niemand Lust, aber die gute Parkplatzsituation und die blitzblanken Toiletten sprachen für sich. Ziel unserer Tagestour sollte das bekannte und mittlerweile auch vom Club beworbene R129 SL-Treffen in Hohenroda sein. Gäste des RT Marburg und des RT Darmstadt hatten sich uns angeschlossen.

Zunächst führte uns die Strecke durch die herrlichen Landschaften des hohen Vogelsberges. Vorüber an dem mittelalterlichen Fachwerkstädtchen Ortenberg nach Gedern und weiter über Grebenhain ins Örtchen Stockhausen. Hier direkt vorm Stockhausener Schloss stoppten wir zur kleinen selbst versorgenden Kaffeepause. Becher mit eiskaltem Cappuccino aus der Thermobox und leckerem Gebäck sorgten für strahlende Gesichter (und für Kaffeekleckse auf dem weiß strahlendem RT-Polo…). Im benachbarten Hofladen der „Gemeinschaft Altenschlirf“ durften wir die für Damen und Herren getrennten Keramiken aufsuchen, um auf diese Weise neue Räumlichkeiten für Cappuccino und Schokokekse zu schaffen. Im Hofladen freute sich daraufhin die kleine blecherne Kassenbox über eine großzügige Spende unserer diesbezüglich erleichterten Fahrgemeinschaft.

Das Wetter war inzwischen auf unserer Seite und die Roadster waren nun so unterwegs, wie es sich im August eigentlich gehört — mit Passagieren unter freiem Himmel. Über ausgesuchte Straßen mit herrlichen Kurven, durch grüne, schattige Wälder und vorüber an goldgelben Stoppeläckern erreichen wir endlich den Hotelpark Hohenroda in der Rhön unweit der Hessisch-Thüringischen Landesgrenze.

Zum 13. Mal veranstaltete hier auf der grünen Wiese sowie in und vor der großzügigen Hessenhalle das R129 SL-Forum ein Treffen der 129er-Freaks. Ein kurzer Blick zurück in die Geschichte des Treffens: Der Aussage von Zeitzeugen nach soll das SL-Treffen in Hohenroda vom Gründer des RT Frankfurt, Rene Leiber, ins Leben gerufen worden sein. Offenbar hat es sich dann aber für sehr lange Zeit als „Eigentum“ des R129 SL-Forums etabliert. Das bzw. die beiden größten R129 Foren im Internet und unser Club waren aber traditionell keine wirklichen Freunde. Am Internet-Forum nahm man vordergründig teil, wenn man Verächter einer Clubgemeinschaft war. Und so waren die Fronten lange Zeit prinzipiell klar abgegrenzt. Jedenfalls bis jetzt. Überraschenderweise fanden wohl das Forum und unser Club jüngst doch Gemeinsamkeiten und so kam es, dass jetzt alle R129-Eigner Freunde sind… ;-) Das kann ja auch kein Schaden sein.

So Pi mal Daumen hatten sich am Samstagnachmittag etwa 150 Fahrzeuge der berühmten Baureihe R129 eingefunden. Hätten die „Offebacher“ heute ganztägig für Sonnenschein gesorgt, wären garantiert noch eine ganze Reihe weiterer SL-Begeisterter erschienen.

Nun, was konnte man da bewundern? R129 in allen Varianten und Farben, klar. Die Exemplare anderer SL-Baureihen lassen wir mal außen vor. Die weitaus überwiegende Anzahl der aus nah und fern angereisten 129er befand sich in einwandfrei gepflegtem und offensichtlich unverändertem Originalzustand. Ein Beweis dafür, dass dies die bevorzugte Art ist, einen unserer schönen Roadster zu halten. Da war alles zu sehen, vom „Kassengestell“ bis zur exklusivsten Sonderausstattung. Den Daten unserer Kaufberatung zufolge waren Exemplare anwesend, die das Werk in ganz geringen Stückzahlen bis hin zum Unikat verlassen hatten. Prächtig anzuschauen. Leider waren aber auch Exemplare zu bewundern, deren Eigner sich über die Entwicklungsingenieure und das geniale Design von Bruno Sacco hinweggesetzt hatten, weil sie offenbar glauben, den Vätern des genialen Gesamtkunstwerks R129 überlegen zu sein. Na ja, jeder wie er mag.

Ein Rahmenprogramm gab’s auch: Ein „Beulendoktor“ mit Smartrepair, eine Fahrzeugaufbereitung und ein Innenraumsanierer zeigten ihre Künste. Sehr lautstark wurde eine Motorhaube von den Resten der Dämmmatte mittels Trockeneisstrahler befreit. „Verdeckpapst“ Stefan Dziendziel zeigte live seine Fingerfertigkeit zur ultimativen Dacherneuerung und Clubpräsident Karl-Heinz Hollas stellte unseren legendären „Gläsernen“ vor. Günter Engelen (Club-Ehrenmitglied und bekannter Motorjournalist und Buchautor) signierte mitgebrachte Exemplare seiner zahlreichen und erfolgreichen SL-Bücher.

Wer ein wenig hungrig war hatte schlechte Karten. Ein Rhöner Bratwürstchen oder ein lecker belegtes Brötchen? Pustekuchen! Es gab nur ein kalt-warmes Büffet für 25 Euronen, wobei die Betonung eher auf kalt lag. Und lauwarmer Braten und fast kalte Spareribs sind nun mal nicht jedermanns Sache. Dafür entschädigten die Süßspeisen ein wenig, aber nur wenn man sich ranhielt. Sonst hieß es „Schüsseln auskratzen“.

Um 15 Uhr juckte der Gasfuß und wir bliesen zum Aufbruch. Wieder führte uns die Strecke durch die einmalige Natur des Vogelsberges. Dieses Mal ging es weiter nördlich über Haunetal, Breitenfeld am Herzberg zur urgemütlichen Kaffeepause ins Gasthaus Burg-Post in unmittelbarer Nachbarschaft von Schloss Eisenbach. Das im Jahr 1217 erstmals urkundlich erwähnte Schloss der ritterschaftlichen Familie Riedesel zu Eisenbach liegt rund 3 Kilometer südlich von Lauterbach. Über Ulrichstein und Laubach gelangen wir mit unseren Roadstern nach Lich, wo das süffige „Licher“ in der dortigen Brauerei das Licht der Welt erblickt. Aber nicht für uns. Wir möchten den Führerschein gerne noch ein bisschen behalten.

Unser Ziel ist letztendlich das ein klein wenig südlich von Lich gelegene Remo's Restaurant am Golfplatz. Beim ausgezeichneten kleinen Dinner auf der Terrasse lassen alle Teilnehmer den Tag nochmals, zum Teil recht lautstark, Revue passieren und es entstehen zwischen Pasta, Edel-Burgern und Salatkompositionen schon wieder neue Ideen für zukünftige, hoffentlich ebenso unbeschwerte Ausfahrten.

Fazit: Hohenroda sollte man mal erlebt haben, das reicht aber auch. Und an unsere Gäste: Schön, dass ihr dabei wart, danke und jederzeit gern wieder!

FHo

© RT Frankfurt 2019



RT-Ausfahrt Juni 2019:

Mit dem SL zu Nordhessischen Mohnfeldern

Touridee & Organisation: Bernhard & Elisabeth Zimmer • Datum: 15. und 16. Juni 2019

Es war eine jener Ausfahrten, die einem auch lange danach noch ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubert. Bernhard & Elisabeth hatten verschiedene Fäden aufgenommen und zu einer wunderschönen Tour zusammengefügt. Und das kam so:

Bei Gesprächen im RT über die Möglichkeiten schöner und interessanter neuer Ausfahrten kamen wir auf Nordhessen. Das Rhein-Main Gebiet, den Odenwald, den Spessart, die Wetterau… alles hatten wir bei unseren Tagestouren und Ausfahrten schon zur Genüge abgegrast. Aber weiter nach Norden war da noch Spielraum und un-erfahrenes Terrain. Das Knüll-Gebirge, Habichtswald, Kellerwald und die Flusslandschaften bei Fulda, Werra und Weser sollten einmal in nähren Augenschein genommen werden. Schnell stellte sich heraus, dass beispielsweise eine Tour ins Knüll-Gebirge schon eine gute Tagestour hergeben würde. Eine Übernachtung drangehangen und es konnten weitere Gegenden im Norden zusätzlich erschlossen werden. So weit, so gut.

Bernhard hatte irgendwann im Hessenfernsehen einen Bericht über die Mohnblüte am Hohen Meißner gesehen, der ihm gut gefallen hat und auf die Idee einer RT-Ausfahrt brachte. Ein Blick in die Karte und die überschlägige Berechnung einer Tour ergaben dann, dass man es zwar als Tagestour hätte machen können, aber gemütlich wäre die nicht geworden, da die Strecke mit etwa 500 km zu lang geworden wäre. Also zog er aus seinem Portfolio ein sehr gediegenes Hotel in Kassel hervor, kombinierte alles mit einer schönen Streckenführung und fertig war eine perfekte RT-Ausfahrt, wie wir sie lieben.

Bald war die Teilnehmerliste mit sechzehn Teilnehmern gefüllt, die mit ihren neun Roadstern unterwegs sein wollten. Eine schöne Gruppengröße, die gemütliches Cruisen ohne Hektik ermöglicht.

Ein kleines Stück Autobahn musste am Starttag sein, aber kurz hinter Marburg nahmen wir dann schöne Sträßchen unter die Räder. Erster Stopp zur Erledigung nötiger Geschäfte war ein Seerestaurant an der Aartalsperre. Während die Einen noch bei der Getränkerückgabe waren, bereiteten andere schon die Getränkeausgabe vor. So sollte alles im Gleichgewicht bleiben ;-) Der kleine Bruder unseres RT-Vesperbretts war schnell aufgebaut. Darauf die Zielflaggendecke. Perlendes für die Gläser und ein paar Gebäckstangen sorgten für ein fröhliches Prosit auf die Ausfahrt und ihre Organisatoren. Das ist beste RT-Kultur. Bei der Gelegenheit wurden gleich Kofferraumdeckel, die noch ohne Aufkleber des RT Frankfurt waren, ansprechend veredelt. Danke an den Sponsor Gerhard!

Am nächsten Anlaufpunkt Haina war die Besichtigung des dortigen Klosters vorgesehen. Bei der Detaillierung der Ausfahrt hatten Bernhard & Elisabeth jedoch festgestellt, dass es da eigentlich nix zu besichtigen gab, was einen längeren Aufenthalt rechtfertigte. Also kurzer Stopp und weiter ging’s. Dann wurde es sehr lecker und ländlich. In der Kellerwald-Hofkäserei und Jausenstube waren Tische für uns reserviert. Die Hofkäserei Dülfershof liegt ganz abgelegen mitten in Feld und Flur. Hier werden an die 20 Käsesorten selbst hergestellt. Der Zeitplan gab genügend Raum für eine ausgiebige Vesper, die wir auf einer mit Tischen und Stühlen versehenen grünen Wiese mitten unter Hahn und Hühnern genossen. Frische Molke konnte man trinken und die angebotenen Käseplatten waren nicht nur äußerst lecker sondern auch von bemerkenswert großzügigem Umfang. Da konnte man gut in der Sonne sitzen und das Leben von seiner schönen Seite genießen.

Im Verlauf der weiteren Streckenführung wechselte dann das Führungsfahrzeug. Bernhard übergab das „Steuer“ an Frank, da wir mittlerweile in dessen Heimat bei Kassel angekommen waren und uns Frank & Guni ein Stück davon zeigen wollten. Zunächst war nichts davon zu bemerken, es ging einfach auf der Strecke weiter. Dann aber in der Nähe von Kassel Calden Abfahrt auf einen Parkplatz und wir wurden auf ein riesiges Wiesengelände geführt. Wie sich herausstellte, das Start- und Landegebiet der dortigen Segelflieger. Frank wollte uns ein paar startende und landende Flieger zeigen, aber vermutlich war die Thermik oder irgendwas anderes nicht gut und die Segler wurden gerade zusammengefaltet und in den Hangar verbracht. Machte aber nix, denn immerhin hatten wir eine beeindruckende Landschaft mit einem „Pickelhügel“, dessen Besteigung wir uns dann aber verkniffen haben. Blieben noch natürliche „Tretminen“ unterschiedlichen Alters, deren Konsistenz von Annemarie zielgerichtet getestet wurde… Die ganz frischen sind wohl die besten ;-)

Anschließend ging’s planmäßig weiter zum Höhepunkt des Tages: Besichtigung der Herkules-Statue im Bergpark Wilhelmshöhe. Nun, den Herkules kennt man natürlich. Man sieht ihn von der Autobahn und auch im Heimatkunde-Unterricht konnte man ihm nicht ausweichen. So war ich, der ihn noch nicht besucht hatte, natürlich sehr gespannt, wie das Ding aus nächster Nähe wirkt.

Als Herkules kann man ihn eigentlich nur wahrnehmen, wenn man den Parkplatz noch nicht erreicht hat. Wir näherten uns ihm von hinten. Ein neidvoll zugegeben knackiger… aber lassen wir das. Wenn man dann aber direkt zu seinen Füßen steht, wirkt er enttäuschend klein, so weit oben auf seiner Pyramide. Das macht aber nichts, denn dafür hat man von den Terrassen des Oktogons einen sensationellen Blick auf Kassel. An diesem Tag muss der sogar ganz besonders klar gewesen sein, denn Guni & Frank konnten sich nicht erinnern, je eine solche Sicht genossen zu haben. Man hätte noch bei Herkules nachfragen können, denn der kennt diesen Blick, den er ja tagein, tagaus hat, bestens :)

Wenn man sich dann satt gesehen hat und sich etwas interessiert den Details dieser Sehenswürdigkeit zuwendet, ist man - so ging’s jedenfalls mir - doch einigermaßen enttäuscht. Nicht wegen der Baustelle, die das ganze Ensemble derzeit einigermaßen verschandelt. Die kommt ja irgendwann wieder weg. Nein, der ganze „Berg“ mit Schloß, den Wasserfällen und allem Gedöns drumherum ist mehr oder weniger künstlich und erst ab etwa 1700 entstanden. Da ist nix echt, sogar die Felsen sind fake. Ein prächtiges Beispiel absolutistischer Architektur, an dem man erkennen kann, mit was sich damalige Adlige in ihrer elitären Welt ihre Zeit vertrieben haben… Aber gut — man muss es doch einmal gesehen haben. Hunger machte sich bemerkbar. Es war aber auch ein langer und erlebnisreicher Tag, der sich jetzt neigte. Gut, dass es nicht mehr weit zum Kurparkhotel Bad Wilhelmshöhe unterhalb des Herkules war. Ein sehr schönes Haus mit gediegen-moderner Innenarchitektur. Besonders hervorzuheben ist aber in jedem Fall das hervorragende Restaurant des Hauses. Wir konnten hier wirklich vorzüglich speisen und trinken, sogar unter freiem Himmel. Besonders das Abendmenü… ein Traum. Das war mein ganz persönlicher Tour-Höhepunkt.

Nach dem tollen Essen und anschliessender Plauderei bei dem einen oder anderen Glas wurde der Abend noch richtig gemütlich. Erst als die Damen ihre vorsorglich mitgebrachten Jäckchen schon längst übergezogen hatten und es auch dem abgehärtetsten wahren Kerl langsam zu kühl wurde, zogen wir uns tendenziell langsam auf unsere Zimmer zurück. Da aber ein paar Gläser noch nicht geleert waren, wurden die kurzerhand an die Bar mitgenommen und dort wieder aufgefüllt… nee ganz langsam ausgetrunken und dann war wirklich Schluss. Es war gerade noch Samstag.

Wieder fit und gut ausgeschlafen wurde am Morgen danach das - ebenfalls vorzügliche - Frühstück eingenommen. Und dann fehlte uns ja noch die titelgebende Mohnblüte. Also, auf geht’s: Ausgecheckt, die Roadster aus der engen Garage bugsiert und auf die Piste. Unterwegs erwarteten uns Frank & Guni, die bei Franks elterlicher Familie übernachtet hatten und Frank übernahm noch einmal im fliegenden Wechsel das Führungsfahrzeug. Das klappte wie beim Staffellauf ohne anzuhalten… irgendwie faszinierend.

Er steuerte mit uns den Schlosspark Wilhelmsthal Calden an. Die Schautafel sagt: „Der landgräfliche Sommersitz Wilhelmsthal wurde als architektonisch gestalteter Schauplatz absolutistischer Hofhaltung in ländlicher Umgebung …. erbaut.“ Entstanden um 1750, also in prachtvollstem Rokoko. Frank hatte nicht vor, den gesamten und sehr weitläufigen Rokokogarten zu besuchen. Ausserdem war das Wetter nicht sehr einladend und es fing an zu tröpfeln. Dazu kam noch, dass auch hier alles nach Baustelle aussah. Immerhin war das Schloss im Hintergrund gut für ein Bannerfoto… Ohne Baustelle und bei schönem Wetter wäre der Eindruck bestimmt ein anderer gewesen.

Ich bleibe hier nochmal an dem Begriff „absolutistisch“ hängen, der uns ja jetzt wiederholt begegnet ist. Nach meiner Interpretation haben damals die mächtigen Vertreter des höfischen Adels sich gegenseitig u.a. im Erbauen meist sinn- und nutzloser Prächtigkeiten überboten. Und dabei haben sie auf niemanden und nichts Rücksicht genommen. Absolutistisch eben. Und warum? Na, einfach weil sie es konnten… Gut, lange hielten diese Auswüchse ja nicht an, denn mit der Französischen Revolution war schon wenige Jahrzehnte später Schluss damit.

So, jetzt aber endlich zur Mohnblüte. Bernhard & Elisabeth hatten zwar alles für den Besuch dieser einmaligen Sehenswürdigkeit vorbereitet und besonders den Termin der Ausfahrt daran ausgerichtet. Aber Bernhard musste unsere Erwartungshaltung schon im Vorfeld etwas dämpfen. Etwas, auf das niemand Einfluss hat, hatte uns im Stich gelassen: Die Vegetation war heuer einfach noch nicht so weit. Also zwar viel Mohn, aber leider noch keine Blüte. Jedenfalls nicht die hier gemeinte rosa Mohnblüte. Der viel bekanntere rote Klatschmohn begegnete uns schön blühend unterwegs vielfach und auch in großen Mengen. Aber rosa eben nicht. Natürlich haben wir den geplanten Besuch im Frau-Holle-Land trotzdem nicht sausen lassen. Immerhin ist das Örtchen Germerode ganz und gar auf Mohnblüte eingestellt. Neben dem touristischen Aspekt spielt der Mohnanbau dort auch eine wirtschaftliche Rolle. Nachdem der Mohnanbau mit Einbeziehung in das Betäubungsmittelgesetz nach dem zweiten Weltkrieg fast zum Erliegen gekommen war, werden heute wieder morphiumarme Sorten mit Genehmigung der Bundesopiumstelle angebaut. Immerhin rund 29 ha sind das aktuell in Germerode. 2010 waren es in ganz Deutschland etwa 70 ha. Das zeigt mal die Dimensionen. Und was zeigt sich nun dem Besucher? Nun, die Familie Sippel hat sich voll und ganz dem Mohn verschrieben. Man baut den Mohn dort an, bewirtet und beherbergt während der Mohnblüte tausende Touristen, die in Busladungen dort täglich vorfahren und verkauft und vertreibt alles, was man mit und aus Mohn machen kann. Natürlich steht dabei das allseits bekannte und beliebte Mohnbrötchen im Fokus, wozu Sippel den Mohn an die Bäcker liefert. Aber auch alles, wofür man Mohn noch verwenden kann, wird angeboten. Und da wird auf nichts Rücksicht genommen: Brötchen, Kuchen, Gebäck, Honig, Mohnöl, Mohnmehl, Mohnschokolade und sogar Bratwurst, Mohn-Käse-Griller, Mohnbeißer und Ahle Wurscht wird mit den schwarzen Körnern angereichert. Das alles kann man vor Ort verkosten und erwerben. Und damit das auch in der kurzen Zeit der Mohnblüte zahlreich geschieht, hat man allerlei Orte, Örtlichkeiten und Aktivitäten darauf eingerichtet. Zu viele, um sie hier auch noch aufzuzählen. Wir haben uns darauf beschränkt, einen rustikalen Imbiss im Meißnerhof einzunehmen und anschliessend ein Stück in die Mohnfelder zu spazieren. Und dabei begegnete uns sogar eine einzige vorwitzige rosa Mohnblüte, die es wohl nicht abwarten konnte. Schön war se schon, dass muss man ihr lassen. An der rustikalen Mohntenne mitten in den Mohnfeldern, die natürlich auch Mohnspeisen und Getränke anbietet, machten wir Pause. Für ein Stück Mohnkuchen war vereinzelt schon wieder oder noch immer Appetit vorhanden. Interessant war’s in jedem Fall, denn der Hausherr des Meißnerhofs erzählte uns mehr oder weniger alles, was über den Mohn interessant ist. Die im Vorfeld aufgetauchte Frage, wozu Mohn heute hauptsächlich angebaut wird, hat er natürlich auch beantwortet: Für aufs Brötchen ;-) Und da ist er auch gut aufgehoben, denn die probierte Mohn-Bratwurst hätte - blind verkostet - keinerlei geschmacklichen Indiz dafür geliefert, dass da Mohn mit eingearbeitet war. Und auch das Mohnöl ist keine kulinarische Offenbarung… Den allseits bekannten und beliebten Mohnkuchen habe ich mir verkniffen, den den mochte ich schon als Kind nicht leiden.

Fazit: Auch Bernhard zeigte sich hinsichtlich seiner Erwartungshaltung nach dem Fernsehbeitrag etwas ernüchtert. Alles in allem zwar durchaus sehens- und erlebenswert aber eigentlich weniger schöne Naturidylle sondern klassisches Tourismusgeschäft mit allen einschlägigen Anreizen. Vielleicht wäre uns das mit Mohnblüte ja weniger aufgefallen…

Als dann alle genug Mohnblüte hatten, wurde die individuelle oder alternativ gemeinsame Heimfahrt angetreten. Soweit ich mich erinnere, wollten die meisten Teilnehmer noch eine Weile gemeinsam fahren. So ging’s weiter über Sontra, Bebra und Bad Hersfeld Richtung Rhein-Main, wo sich der Konvoi dann peu à peu auflöste. Eine Ausfahrt mal wieder, die man in angenehmer Erinnerung behalten wird und… siehe Anfang des Berichts. Vielen Dank Bernhard & Elisabeth!

KFa

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Thüringer Wald 2.0:

RT-Ausfahrt in den östlichen Thüringer Wald

Touridee & Organisation: Gerdi & Frank Hoffmann • Datum: 10. bis 12. Mai 2019

„Wir erkunden ein weiteres Stück verborgenes Deutschland“ So ist der Ausfahrtbericht von Gerhards Thüringen-Tour im Mai 2018 überschrieben. Das passt auch uneingeschränkt für diese Ausfahrt, wie ihr lesen werdet.

Um gleich mal dreist rauszuplatzen: Es war eine Ausfahrt der Superlativen! So, jetzt aber gemach, gemach und schön der Reihe nach.

Angefangen hatte es im vergangenen Jahr, als Frank bei mir anfragte, ob eine weitere Ausfahrt in den Thüringer Wald überhaupt Aussicht auf Teilnehmer hätte. Er und Gerdi wären da am Zweifeln und das auch, weil wir ja erst im Mai dort waren. Aber da konnte ich die beiden beruhigen, endete mein damaliger Ausfahrtbericht doch mit der Aussage: „Ich hätte vorher nie vermutet, dass der Thüringer Wald und seine Sehenswürdigkeiten so schön sind. Da muss man einfach noch einmal hinfahren…“ Damit waren die ersten Bedenken schnell beiseite geräumt und Gerdi & Frank legten los. Nun, wer die beiden kennt, weiss, dass die dann nicht mehr zu bremsen sind. Als mich der erste Tourentwurf erreichte, musste ich mich ratlos am Hinterkopf kratzen. Wo die hinfahren wollten, davon hatte ich noch nie gehört. Übernachtet werden sollte in einem „Waldhotel am Stausee (ohne Adresse)“ und es sollte in das „Thüringer Schiefergebirge“ und „rund um die Stauseen der Saale-Kaskade“ gehen. Entweder kam das in meiner Klasse in Erdkunde nicht vor oder ich hatte es verpennt. Vermutlich kam’s nicht vor, denn die „Ostzone“ fand zu meiner Zeit in der Schule nicht statt.

Also Google gefragt. Und siehe da, das Hotel gab’s tatsächlich und es lag am Hang an einem der Stauseen, die da einer am andern durch die Landschaft mäandern. Drumherum nur Wald und kleine Käffer, deren Name kein Mensch hier je gehört hat. So jedenfalls klärte mich die Satelliten-Perspektive schnell auf und setzte mich ins Bild. Bei thüringen.info konnte ich noch nachlesen, dass der Fluß Saale ab 1932 zur Energiegewinnung und zum Hochwasserschutz künstlich angestaut wurde. So entstand die Saalekaskade mit zusammen 5 Stauanlagen und insgesamt 70 km Staulänge. Sie ist damit eines der größten künstlichen Gewässer Europas. Wow — sehr beeindruckend und in der Tat weitgehend total unbekannt, wie es sich auch später bei den RTlern herausstellte. Also kam’s im Gymnasium wohl damals auch nicht vor…

Läuft also. So wurden flugs letzte Zweifel bei Gerdi & Frank ausgeräumt und die Detailplanung konnte beginnen. Da waren sie dann ganz in ihrem Metier und präsentierten uns recht bald die offizielle Ausschreibung — einfach ein Sahnestückchen.

Das sahen wohl viele RTler auch so und ratzfatz liefen die Anmeldungen bei den beiden auf. Etwa zehn Roadster hatten sie geplant, mehr ganz sicher nicht. Bis dreizehn, vierzehn drückten sie noch ein und dann beide Augen zu, wurden aber schon leicht nervös. Bei der fünfzehnten und sechzehnten Anmeldung musste ich dann stark beruhigend auf sie einwirken, denn es gab erste Ohnmachtsanzeichen. Die nachzügelnd angefragte siebzehnte Anmeldung war dann aber eigentlich ein No-Go. Es ging nur, weil ich persönlich die Verantwortung dafür übernehmen würde, falls es mit so vielen Fahrzeugen in die Hose gehen würde (Spass…). Die beiden waren fix und fertig. Aber Respekt, siebzehn teilnehmende Fahrzeuge — damit führen Gerdi & Frank ab jetzt die RT-Ausfahrten in meiner Zeit als RT-Leiter als die mit den meisten Teilnehmern an! Tja, wer solche Ausfahrten anbietet, darf sich dann nicht wundern, wenn auch jemand mitfahren möchte ;-)

Um’s vorweg zu nehmen, alles ging sehr gut, denn a) hatten wir für die lange Fahrzeugkolonne einige Restriktionen eingebaut. Selbst wenn man ganz eng zusammen fährt, wäre die Kolonne mindestens 100 Meter lang gewesen. Das ist aber wohl ein rein theoretischer Wert, denn in der Praxis waren es mindestens 200 Meter oder mehr, wenn’s gut lief. Und b) ein Teilnehmer sagte noch ganz kurzfristig ab, so dass es dann doch im von Frank & Gerdi genehmigten Rahmen blieb.

Das also war Superlative eins. Dann Superlative zwei: Je näher der Termin der Ausfahrt kam, umso sorgenvoller wurde die Wetterprognose beäugt. Alle bemühten Wetterapps waren sich dann aber leider einig: Die angekündigte Wetterfarbe war grusligstes grau. Und am zweiten Tag Regen, Regen, Regen. Wenigstens waren da überdachte Besichtigungen vorgesehen… Nur der dritte Tag machte Hoffnung auf etwas blauen Himmel und so kam’s dann auch. Sogar die Dächer konnten geöffnet werden. Das nenne ich mal eine kleine Superlative, denn bei schönem Wetter kann jeder tolle Ausfahrten machen. Aber bei dem Wetter…

Dann purzelten die Superlativen nur so: Dreizehn Seiten Roadbook, um das pralle Programm „nur in Stichworten“ zu beschreiben. So war dann auch der Ablauf der Ausfahrt nicht wie üblich „Anreisetag — Programmtag(e) — Abreisetag. Nein, am Anreisetag war bereits um 9:30 Uhr das Treffen am Autohof Schlüchtern angesagt. Und ab da kam Programm. Also, aufsitzen und los.

Doch Stopp, erst gab’s noch was Neues. Wie oben schon angedeutet, mussten für die vielen Fahrzeuge in der Kolonne zwingend einige Bedingungen von den Fahrern eingehalten werden. Ausser den üblichen und möglichst einzuhaltenden Regeln wie geringe Abstände, zufällige, dann aber möglichst einzuhaltende Reihenfolge etc. hatte ich diesmal die Reihenfolge der Fahrzeuge in der Kolonne vorab verbindlich nach bestimmten Kriterien festgelegt. Dazu erhielt jedes Fahrzeug eine eigene Startnummer, die innen an der Frontscheibe anzubringen war. Damit war von Beginn an unzweifelhaft klar, wer sich wo einzureihen hatte. Diese „Bevormundung“ wurde zwar nicht von allen Teams mit Begeisterung aufgenommen, aber ich wusste was ich tat und hatte gute Gründe. Das soll ja auch nicht bei allen kommenden Ausfahrten so sein, sondern nur wenn es nötig und sinnvoll ist. Nach meinem Fazit hat sich diese Vorgehensweise aber gut bewährt, auch wenn wir nach wie vor an den teilweise unterwegs auftretenden viel zu großen Abständen zwischen den Fahrzeugen noch arbeiten müssen. Da geht noch was, ganz sicher ;-) Bei dieser Gelegenheit mal ein ganz besonderer Dank an unser sehr bewährtes Team im Schlussfahrzeug. Christof & Somi sorgen stets wie selbstverständlich, unaufgeregt und mit stoischer Ruhe am Ende der Kolonne dafür, dass keiner auf Abwege gerät und „hinten“ alles sicher ist. Und wer schonmal ganz hinten gefahren ist, der weiss, dass das nicht gerade das pure Vergnügen ist. Hut ab, tiefe Verbeugung und großes Dankeschön!

So, jetzt aber ohne weitere Verzögerung los und ab „in den wilden Osten“. So war der erste Tag auch im Roadbook überschrieben. Die Autobahn war recht bald überstanden und blieb das auch bis zur Rückfahrt. Angepasstes Dauercruisen war angesagt. So konnte man auch als Fahrer sehr genussvoll reisen und hatte nicht nur den Straßenverlauf und dessen Begrenzungen im Blickfeld. Auch mal sehr schön.

Doch nur träumen und sich den eigenen Gedanken hingeben war auch nicht: Um Punkt 14 Uhr hatten wir zum ersten Besichtigungsstopp anzutreten. Die Oberweißbacher Bergbahn erwartete uns zur Bergfahrt. Die Standseilbahn wurde vor 100 Jahren erdacht und ist seit 1921 in Betrieb. Zunächst als Güterbahn geplant und eingesetzt wartet sie mit der Superlative auf, steilste Standseilbahn zum Transport normalspuriger Eisenbahnwagen zu sein. Denn, so war die ursprüngliche Idee, mit dem Ding sollten normale Güterwagen vom Tal auf kürzestem Weg zur Bergstation und zurück transportiert werden. So macht sie seit damals brav ihre Arbeit, beförderte recht bald auch Passagiere und wechselte im Laufe der Zeit mehrfach den Besitzer. Heute zum Streckennetz der Deutschen Bundesbahn gehörend wurde sie um 2002 umfangreich rekonstruiert und in ihren heutigen perfekten Zustand versetzt. Bemerkenswert die Fahrgastzahlen: 2016 waren es 164.500 Fahrgäste. 1988 transportierte sie jedoch vergleichsweise gigantische 790.000 Fahrgäste! Wie das? Nun, Thüringen war eines der Haupturlaubsgebiete der DDR… und bei uns nach wie vor relativ unbekannt. Wir fuhren im geschlossenen Aufsatzwagen, also einem „normalen“ Personenwagen, der auf der Güterbühne steht, die die Schräge des Hangs ausgleicht. Ausser dem „Cabrio“ (das gleiche Ding, nur ohne Dach) gibt’s noch den Personenwagen, der so „schräg“ gebaut ist, dass er direkt ohne Güterbühne auf dem Hang bzw. den Schienen fahren kann. Das Cabrio fuhr leider bei dem Wetter nicht und den schrägen Personenwagen haben wir verpasst, weil wir uns an der Bergstation im „Bistropa“, einem zur Gaststätte umgebauten Reisezugwagen, bei Kaffee und Kuchen lümmelten. Das war schon mal interessant und sehenswert. Gemütlich ging’s weiter durch die Lande auf schönen Strecken. Hätte nur das Wetter… aber lassen wir das. Auffallend war - und das während fast der ganzen Tour - der Zustand der Orte und der Baulichkeiten. Hier meine ich nicht, dass das schmuddelige DDR-Einheitsgrau der Fassaden mittlerweile fast verschwunden ist und vieles sehr schön und oft auch sehr farbig rausgeputzt wurde. Nein, den Gebäuden sieht man an, dass zur Zeit ihrer Entstehung vor langer Zeit hier wohl niemand am Hungertuch genagt hat. Alles sehr gediegene Bauwerke, die einen recht passablen Wohlstand ihrer Erbauer repräsentieren.

Ein Stopp, der nicht im Programm stand, ließ die Leckermäuler und Schnäppchenjäger in uns jubilieren. In Saalfeld wurde das geradezu gigantisch anmutende Saalfelder Schokoladenwerk angesteuert. Seit 1901 wird da Schokolade hergestellt. Zunächst von den Berliner Gebrüdern Mauxion und während der DDR-Zeit von einem VEB. Der hat dort u.a. Tafelschokolade unter dem Markennamen „Rotstern“ hergestellt, die in der DDR einen Marktanteil von 95% hatte. Seit 1991 residiert dort Stollwerck und produziert unter den Markennamen Stollwerck, Sprengel, und Waldbaur. Und wohl auch Sarotti, denn kurz vor Ladenschluss erreichten wir die beiden Werksverkäufe und konnten in den leckersten Süßwaren schwelgen. In beiden Läden wurde ordentlich zugeschlagen. Es mussten sogar Taschen für den Transport gekauft werden, denn die Einkäufe waren teilweise einfach zu viel für die Hosen- Jacken- oder Handtasche. Zum Glück war das Wetter nicht so warm, dass die Leckereien im Kofferraum anfingen zu schmelzen und zu verderben. Tja, so ist das mit dem Wetter ;-)

Das Tagesziel war unser Hotel, welches wir dann auch wie geplant erreichten. Ein Haus mit wechselvoller Geschichte, dem man alles in allem einen gewissen DDR-Nostalgiecharme nicht absprechen konnte ;-)

Gespeist, genächtigt, gefrühstückt; heute erwarteten uns „kleine Leute“ und „scharfe Kurven“. Besichtigungsziel des Tages war Schloß Heidecksburg. Kannte auch keiner. Frank & Gerdi überlassen bekanntlich nichts dem Zufall und so war es nur „normal“, dass wir unsere Roadster exklusiv im Schlosshof parken durften. Eine beeindruckende Reihe bildschöner Cabrios. Hier zeigte sich die große Teilnehmerzahl von einer ihrer besten Seiten.

Im Schloss waren der Besuch einer kleinen Porzellanausstellung, eine Führung durch das Residenzschloss und - die angekündigte Attraktion - der Besuch von „Rococo en miniature — barockes Hofleben in bezaubernder Phantasiewelt“ vorgesehen. Liest sich jetzt recht gewöhnlich… fehlte nur noch die übliche angeschlossene Oldtimer-Ausstellung ;-)

Aber nein, das war frech. Ich nehm’s zurück. Zugegeben, die Porzellanausstellung war was für Fans und die Schlossführung eher gewöhnlich, aber das Schloss befindet sich in einem bemerkenswert guten Erhaltungszustand, hat außergewöhnliche Prunkräume zu bieten und ist so betrachtet doch vergleichsweise interessant und sehenswert. Aber der Knaller (Superlative fünf) war die Ausstellung „Rokoko en miniature“. Das muss man gesehen haben, einfach genial und absolut einmalig!

Im ehemaligen Gewölbe der fürstlichen Hofküche wird gezeigt und ausgestellt, was sich zwei total abgedrehte „Ossis“ (das meine ich keineswegs despektierlich, erwähne es aber bewusst, weil das im westlichen Überfluss sicher nicht so entstanden wäre) hier im Laufe von etwa 50 Jahren in gemeinsamen Rollenspielen und in ihrer absolut genialen Fantasie ausgedacht haben. Irgendwie sind bzw. waren das gespaltene Persönlichkeiten, aber wohl im besten Sinne. Und weil Gedanken so schlecht zu sehen und der Nachwelt zu erhalten sind, haben die das alles im Maßstab 1:50 in die Realität umgesetzt. Alles, wirklich alles! Eine höfische Fantasiewelt im Stile des 18. Jahrhunderts mit allem Drum und Dran und jedem erdenklichen Detail. Und alles nur aus Gips und Leim gemacht. Ich versuche erst gar nicht, hier zu beschreiben, was man da nur ehrfurchtsvoll und voller Begeisterung bewundern kann. Es ist einfach unvorstellbar und sensationell! Man könnte viele Tage dort verbringen und hätte noch nicht einen Bruchteil der gebotenen Vielfalt und der Details entdeckt. Da gleicht keine Figur der anderen, kein Gesichtsausdruck wiederholt sich, jede Geste, jede Gebärde entspricht ganz deutlich und absolut treffend der dargestellten Szenerie… irre.

Da war das anschliessende Mittagessen im nahen Restaurant fast nur Nebensache, so begeistert hat man sich dabei über die kleine bezaubernde Rokokowelt unterhalten.

Der Nachmittag wurde dann prinzipiell für die Rückfahrt ins Hotel verwendet. Kaffeepause inclusive. Aber nicht einfach belanglos und nur dem Ziel dienend, sondern es ging ans Meer… ;-) und das wieder über schöne Straßen und Sträßchen. Und herrliche Kurven natürlich, wie angekündigt. Die vorhandenen Sehenswürdigkeiten auf diesem Teilstück gaben sich leider recht verschlossen, was dem grauen Wetter geschuldet war, aber auch der Tatsache, dass fast nichts der Stausee-Region von der Straße aus sichtbar wird. Tourismus hatten die Erbauer der Stauseen offenbar damals nicht im Sinn.

Abreisetag, Sonntag, Muttertag. Doch mit gemütlich ausschlafen und Frühstück ans Bett hatten sich die Mütter verrechnet. Den Vätern ist das jetzt nicht soo aufgefallen, gell? Der Plan forderte stramm um 9:15 Uhr Abfahrt vom Hotelparkplatz! Heimreise zwar, aber natürlich noch reichlich gefüllt mit Programm.

Noch eine Besichtigung war vorgesehen. In Saalfeld gibt es, resultierend aus früherer Bergbautätigkeit, ein ehemaliges Alaunschieferbergwerk zu besichtigen, in dem um 1544 mit dem Erzabbau begonnen wurde. Das ging bis 1760 so. Im Jahre 1910 wurde der Stollen des fast vergessenen Bergwerks wiederentdeckt und zum touristischen Schaubergwerk umgewidmet, welches u.a. die farbenreichsten Schaugrotten der Welt zu bieten hat. Das Ganze präsentiert sich heute bildschön im Stil der 1920er Jahre. Aha, Superlative 6.

Unser Bergwerk-Führer erwartete uns am unscheinbaren Eingang zu den Stollen, erklärte uns die Besonderheiten der Führung und staffierte uns mit lustigen Capes und Mützchen aus. Das diene dem Schutz vor Verschmutzung und müsse ausserdem zur Sicherheit unter Tage so sein. Vor allem das Mützchen müsse immer stramm stehen… Na gut, los ging’s. Lange Stollen, hohe Stollen, niedrige Stollen, ganz niedrige Stollen, enge Stollen, breite Stollen und einige Stopps mit wirklich guten und interessanten Erläuterungen aus der Zeit, in der das Bergwerk noch in Betrieb war. Schlimme Zeiten müssen das gewesen sein. Die Männer wurden nicht alt, blieben wegen des ständigen Aufenthalts in der Finsternis kleinwüchsig und Kinderarbeit war an der Tagesordnung. Und gestorben sind sie auch alle recht früh. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Schlimm, aber nun heisst das Ding heute „Erlebniswelt Feengrotten“ und stellt eine komplett andere Untertagewelt dar. Ziel der Führung ist der „Märchendom“, eine ehemalige Abbaustelle, die ähnlich wie eine klassische Tropfsteinhöhle zu ihrer jetzigen Form und zur Schaugrotte „gewachsen“ ist. Alles aber in wesentlich kürzerer Zeit und daher u.a. auch in der einmaligen Farbenvielfalt (mehr als 100 Brauntöne), die auf das dort vorherrschende eisen- und mineralreiche Milieu zurückzuführen ist. Damit man den tollen Eindruck im Märchendom nicht nur mit den Augen geniessen kann, spielt man dazu noch sphärische Klänge von Enya ab und taucht das Ganze in ein prächtiges Lichtspiel. Man lauscht, guckt und ist beeindruckt und begeistert. Zum Ausgang darf man dann sogar alleine gehen… Den sich dort vielfältig aufdrängenden Fernost-Andenkenkram lässt man besser liegen. So hat man auch das Geld gespart, welches man viel besser in eine leckere Thüringer Bratwurst vom Rost investieren kann, denn ne Thüringer geht immer.

Weiter ging’s Richtung Heimat. Doch es stand noch eine abenteuerliche Kaffee- und Kuchenpause an. Die Strecke dahin wieder über sehr schöne Straßen und sogar das Wetter wurde zunehmend besser und sonniger. Dächer auf! Dabei fiel ins Auge, dass die Gebäude in den Orten, die wir passierten, zunehmend und teilweise ausschliesslich mit schwarzem Schiefer verkleidet waren. Aha — Thüringer Schiefergebirge. Das war schon einigermaßen exotisch für unsere Fachwerk gewohnten Augen. Und manchmal wirkte es fast finster und bedrohlich, alles so ganz in schwarz. Dann das Abenteuer: Die Kaffeetische für uns hatten Gerdi & Frank im Turmcafé des Hessensaals im Schloss Elisabethenburg der Stadt Meiningen reserviert. Und natürlich durften wir wieder ganz exklusiv im Schlosshof parken, wo sonst. So weit - so gut. Um nun in diesen Schlosshof zu gelangen musste eine schwierige und gefährliche Hürde genommen werden. Im wahrsten Sinn des Wortes. Die Einfahrt zum Hof war mit einem sehr mächtigen und versenkbaren Pfosten versperrt. Dieser Pfosten, so warnte man uns, sei so stabil und die Hubkraft so stark, dass er problemlos ein darüber befindliches Fahrzeug in die Höhe katapultieren könne. Gerdi hatte in Anbetracht dieser potenziellen Gefahr eine schlaflose Nacht hinter sich gebracht… Denn, dieser Pfosten wurde am Wochenende von einem Pförtner des Schlosses bedient, der diesen zwar ferngesteuert öffnen, aber nicht einsehen und kontrollieren konnte. Und da dieser gefährliche Pfosten nach einer gewissen Zeit wieder nach oben fuhr, ohne dass er darauf Einfluss nehmen konnte, war die Aufregung und Anspannung im Vorfeld erheblich. Es wurde vielfältig diskutiert, wie man es nun machen solle, damit keiner auf den Pfosten geriet. Da jedoch keiner die Tücke konkret einschätzen konnte, blieb nichts anderes übrig, als es mutig anzugehen. Der wichtigste aller Hinweise lautete: Solange die Ampel grün leuchtet, ist der Pfosten unten; bei rot sofort stoppen, sonst… Also los. Frank war der erste am Pfosten. Anruf beim Pförtner und schwups, Ampel grün und Pfosten im Boden versunken. Frank gab mutig Gas und war durch. Dann Peter. Der traute dem Frieden ganz und gar nicht, was in Anbetracht des zu befürchtenden Horrorszenarions mehr als verständlich war und wollte besser sicher die nächste Grünphase abwarten. Die kam aber lange nicht und erst nach mehrfachem nachdrücklichen Auffordern und Durchwinken startete der dann doch sehr widerwillig und hätte vermutlich fast… aber alles ging gut. Der Pfosten blieb überraschend sehr lange unten und wir hatten wohl nur eine Rotphase, bis alle gut und sicher im Hof angekommen waren und im Rondell parkten. Na, das war doch gar nicht so schlimm…

Das Turmcafé im barocken Hessensaal des Schlosses war dann noch eine Offenbarung, gilt es doch als eines der schönsten Museumsrestaurants Deutschlands (Superlative…!?). Und sogar das Speisenangebot war sehr lecker. Was will man mehr?

Ausgeruht und auch wieder erleichtert, dass uns der Pfosten nicht zu nahe gekommen war (bei der Ausfahrt fuhr der einfach ganz banal alleine runter und blieb auch da…), traten wir dann endgültig den Heimweg an. Es ging noch durch die schöne Rhön (im August wollen wir wieder da sein, wenn es nach Hohenroda zum offenen SL-Treffen geht) und zum Ende wieder auf die Autobahn und zurück bis zur Raststätte Distelrasen, quasi unserem Startpunkt an der A66. Zitat aus dem Roadbook: „Evtl. Rückgabe der Funkgeräte, Bussi - Bussi und Tschüssssss…“

Ja, so war das. Genau so. Es hat sich wirklich gelohnt und Gerdi & Frank sei ein dreifaches Hoch auf diese tolle Ausfahrt. Bedankt hatten sich alle schon unterwegs sehr herzlich. Wie dieser Bericht eindrucksvoll belegt, waren es drei Tage voll mit Ereignissen und Erlebnissen. Und trotzdem lief es ganz ohne Hektik, Nörgelei und Aufregungen. Toll, das hat mir sehr gefallen. Ich habe zwar eine Vermutung, weshalb das so war, aber das ist eine ganz andere Geschichte ;-)

Ach — noch was: Habe ich eigentlich erwähnt, dass es unterwegs natürlich stets ausreichend Pipi-Pausen gab? Nein? Aber das muss man bei Gerdi & Frank auch gar nicht mehr erwähnen ;-))

KFa

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Roadsterlüften 2019:

Zu Gast beim RT Heilbronn

Koordination: Bernhard & Elisabeth Zimmer • Datum: 27. und 28. April 2019

April, das ist der Monat, in dem wir unsere Roadster wieder aus der Winterpause erwecken und bei möglichst cabriotauglichem Wetter zu einer ersten RT-Ausfahrt starten. Wir nennen das Roadsterlüften. Sieben Roadster mit zwölf Personen Besatzung starteten erwartungsvoll zum Lüften. Nun liegt es bekanntlich in der Natur der Sache, dass das Wetter im April… Sonnig war’s zwar meist, aber auch Regenschauer und vor allem wenig einladende Temperaturen liessen die Luft dann doch nur durch die Lüftungskanäle in die Autos strömen. Na ja - so wurde wenigstens eventueller Winterstaub von den Stoffdächern gewaschen und geweht.

Mit der Organisation unserer Ausfahrt haben wir es uns diesmal vergleichsweise einfach gemacht: Der RT Heilbronn hatte zu einem wahren Megajubiläum eingeladen: 15 Jahre RT Heilbronn und 10 Jahre Garage/Werkstatt/Saccos in Oppenweiler und natürlich 30 Jahre R129. Da das vom Termin her wunderbar zu unserem Roadsterlüften passte, wurde die Einladung kurzerhand angenommen und auch das Angebot zur Übernachtung beim Clubfreund Roland in dessen Hotel Gasthof Löwen in Mainhardt. Bernhard hat unsere Teilnahme koordiniert und so ging’s früh los, auf direktem Weg nach Stuttgart. Ab 9 Uhr konnten wir auf dem extra für diesen Event für uns reservierten Museumshügel vor dem Mercedes-Benz Museum eintreffen und unsere SLs schön aufreihen. Der Andrang war sensationell: Etwa 80 R129 fanden sich nach und nach ein. Was für ein imposanter Anblick. Man traf alte Bekannte wieder, unterhielt sich nett und führte - natürlich - Benzingespräche. Karl begrüßte als Gastgeber die vielen Teilnehmer, über die er sich sehr freute, und gab einen Überblick über die geplanten „Feierlichkeiten“. Dem folgend wurde zunächst der Ort genutzt und ein Besuch des Mercedes-Benz Museums ermöglicht. Mit Clubkarte sogar bei freiem Eintritt.

Wer das Museum schon kannte, besuchte den Museumsshop oder machte es sich im Bistro gemütlich. Es war genügend Zeit für alle Interessen, denn erst gegen 13 Uhr war die Abfahrt zur Clubgarage geplant. Ich habe die Gelegenheit genutzt und das Museum besucht, da ich das noch nicht kannte. Der Plan ist, dass man mit dem Aufzug zu Beginn ganz nach oben fährt und dann spiralförmig durch die Ausstellung nach unten schlendert. Dieser Plan macht am Anfang auch einen ganz guten Eindruck. Der erste Motor von Gottlieb Daimler, die ersten Fahrzeuge (teilweise sogar Originale!) und so, erwartet man, würde es einigermaßen chronologisch weiter gehen. Die Zeitreise endet jedoch recht bald und man sieht sich willkürlich angeordnet erscheinenden Themenwelten ausgesetzt. Auch der anfänglich überschaubar und leitend erscheinende Weg nach unten verliert - auch architektonisch - seine Ordnung und so steht man irgendwann an einer Treppe in einer der Themenwelten und kann nicht so recht erkennen, wo und wie es weitergeht. Man möchte ja auch möglichst alles sehen. Na ja, so schlendert man weiter, bleibt hier und da stehen, lässt vieles links liegen und hat den Audioguide längst abgeschaltet. Gut, die Exponate sind schon sehr sehenswert und auch interessant und werden allesamt in einem hervorragenden Zustand präsentiert… aber irgendwie hatte ich mehr erwartet. Besonders auch zum R129, der ja immerhin in diesem Jahr 30 Jahre alt wird. Doch das war - bis auf zwei Exemplare mit prominenter Vergangenheit (offenbar als Dauerausstellung) Fehlanzeige. Oder waren’s drei? Ich weiss es nicht mehr. Na gut, Museum abgehakt.

Dann auf zur Clubgarage nach Oppenweiler. Mit exakter Wegbeschreibung und Einweisern vor Ort klappte das problemlos. Ich zitiere jetzt mal Karls Hinweise zu den festlichen Aktivitäten: „Bis alle Autos da sind, einfach hinsetzten, plaudern und die Garage anschauen. Es gibt Kaffee und Kuchen und wir stoßen auf unseren RT und die Garage an. Abfahrt zum Löwen frühestens gegen 17 Uhr.“ So war’s dann auch. Die Heilbronner hatten alles sehr schön vorbereitet, wir setzten uns an die vorbereitete Kaffeetafel, genossen Kaffe und Kuchen, plauderten und sahen uns in der Garage und im „Saccos“ um. Sehr schön. Beneidenswert. Das ganze Objekt ist großzügig angelegt und bietet sehr viel Platz für Wartung und Reparatur. Dazu recht professionell ausgestattet. Und auch das „Saccos“ als Räumlichkeit für gemütliche Treffen und interessante Veranstaltungen macht neidisch. Aber - gibt Karl zu Bedenken - das Ganze macht auch sehr viel Arbeit…

Der Abend naht, Zeit zum Aufbruch zur Abendveranstaltung und für die Auswärtigen zur Übernachtung nach Mainhardt in den Löwen. Der Weg dahin war dann mit: „Bitte nicht nach Navi fahren! Es geht durch engste, schönste Sträßchen des Mainhardter Waldes.“ beschrieben und die Strecke war in der Tat ein Höhepunkt. Wunderschön und nur von Einheimischen so zu planen. Lustige Anekdote: Wir waren zwar alle als ein Konvoi bei der Garage gestartet, aber irgendwo unterwegs war unserem Volker der Vordermann abhanden gekommen. So führte er plötzlich etwa die Hälfte des Konvois an… Die Frankfurter hatten ihre Funken angeschaltet und über Funk waren wir dann auch reichlich konfus. Volker hat dann doch sein Navi in Anschlag gebracht. Das klappte auch problemlos und wir kamen gut im Löwen an. Dass wir zum Ende vermutlich eine andere Strecke als Karl gefahren waren, hat der „zweite“ Konvoi wohl gar nicht bemerkt.

Das Abendprogramm sah vor, dass es eine Begrüßung und Präsentationen zu „10 Jahre Garage Oppenweiler“, und „15 Jahre RT Heilbronn“ gab. Und natürlich etwas zu essen. Ausser, dass der uns bekannte Zeitablauf wohl etwas nach vorn verschoben worden war und wir den Beginn der ersten Präsentation nicht mitbekamen, verlief alles nach Plan. Die Präsentationen waren sehr interessant und spannend, besonders auch der Bericht über den erheblichen Schaden, den die Garage erleiden musste, als der an ihr vorbeiführende Bach bei einem Unwetter jäh über das Ufer trat und so ziemlich alles unter Wasser und Schlamm gesetzt hatte. Karl und Wolfgang moderierten und führten spannend und launig durch das Programm. Respekt und großer Applaus. Sehr gelungen.

Das war nun der erste Tag unseres Roadsterlüftens, bei dem wir uns in „fremde“ Hände begeben hatten und viel Freude dabei hatten. Für die Rückfahrt kam nun die Planung von Bernhard zum Einsatz. Er und Elisabeth hatten sich für uns einen schönen Rückweg nach Hause ausgedacht. Und der ging so: Abfahrt halb zehn in Mainhardt, ca. einstündige Fahrt über Landstraßen nach Langenburg. Besuch des Deutschen Automuseums im Schloss und Spaziergang durch die Kleinstadt. Anschliessend ca. anderthalb Stunden Fahrt über Landstraßen nach Miltenberg mit Stadtbummel und Stärkung. Von dort aus individuelle Heimfahrt.

Ja, das haben wir dann auch so gemacht. Zum Automuseum muss ich hier nicht viel schreiben; da waren wir - was Bernhard aber nicht wusste - im Oktober letzten Jahres. Es war aber trotzdem nicht langweilig, da andere Exponate ausgestellt waren. Beim Spaziergang durch Langenburg sollte das auch im Oktober aufgesuchte Kaffee besucht werden. Hat aber nicht geklappt, da noch geschlossen, was aber die, die im Oktober da waren, nicht enttäuschte… Dafür gab es besten Ersatz in einem an der weiteren Streckenführung liegenden Kaffee, an dessen Ort und Name ich mich nicht mehr erinnere. Aber was ich nicht vergessen habe, war die einmalig lange und voll mit feinsten Konditoreierzeugnissen ausgestattete Kuchentheke. Die war bestimmt fünf bis sechs Meter lang. Wir hatten die berühmte Qual der Wahl… Dann Miltenberg. Gleicher Parkplatz wie im Oktober. Aber diesmal ein gemütlicher Bummel durch die beschauliche Altstadt von Miltenberg bei schönstem Sonnenschein. Da die leckere Stärkung des vorangegangenen Kaffeeaufenthalts noch gut anhielt, liessen wir es mit einem Besuch der Örtlichkeiten im Rathaus bewenden.

Was aber unbedingt noch und sehr lobend erwähnt werden muss, ist die wunderbare Streckenführung, die sich Elisabeth und Bernhard für diesen Tag ausgedacht hatten. Man merkte, dass da Insider am Werk waren. Mehrspurige Straßen waren die Ausnahme. Einfach wunderschön und sehr idyllisch. Wäre jetzt die Temperatur noch zum Offenfahren geeignet gewesen, hätte man das nicht mehr toppen können. Fazit: Alles gut und super für die, die dabei waren. Danke an alle Aktiven!

KFa

© RT Frankfurt 2019



Neujahrsempfang 2019:

Schön blöd

Organisation: nicht archiviert • Datum: unwichtig • Örtlichkeit: aus der Erinnerung gelöscht

Soll ich, soll ich nicht...? Eigentlich nicht, denn der Neujahrsempfang war einfach rundum nur ärgerlich. Der Chronist in mir ermahnt mich zwar zur Neutralität und ruft mich zur Pflicht, aber nein, da wäre jedes Wort zu viel. Dass nun doch etwas erscheint, ist einem mir erst dieser Tage ohne Absender zugespielten Aufsatz eines offensichtlichen Augenzeugen geschuldet, der mir zwar recht treffend erscheint, aber doch wohl der Satire zuzuordnen ist. Das glaube ich jedenfalls. Also bitte, der Bericht. Hoffentlich habe ich alles korrekt transkribiert, denn das Original ist mit einer kaum lesbaren Sauklaue geschrieben.

Guude!

Also, isch mussema was loswern. Isch bin ja sonsd ned aaner, der wo rumschwädst, abber isch hab soooon Hals, ehrlisch.

Mei Fraa un isch, mir warn zum Neujahrsempfang von unserm SL-Club ingelade. Wie immer sinn mer nadierlisch hiegegange, weils sisch geheerd un es da aach immer reschd schee is. Mer warn reschd zeidisch da un konnde uns die beste Plätz aussuche. Dass der reservierde Disch e bissi klaa war, had uns zwar gewunnerd, abber mer habbe uns weider kaa Gedange gemachd. Die Leud wern diesma ihr Gründ gehabt habbe, dasse ned komme wollde.

So naach un naach kaame die wenische annern Clubfreunde aach un habbe sisch hiegehoggd. Zum Schluss kaame noch zwa, die habbe Gesischter gemacht, als häddese grad Goggebrie gesoffe. Die habbe aach kaam die Hand gegebbe un e guudes Neues gewinscht, wie mer des eischendlisch beim Neujahrsepfang so mäscht. Na ja - isch hab mer weider nix beeses gadachd un misch weider mid meim Dischnachbarn unnerhalde. Es ging dann aach weider, wie mers kennd. Es gab e Glässche Segd uff de RD un aach e paar Häppscher. Unsern RD-Leider sprach e paar wame Worde un dann solds gemiedlisch weidergehe. Mei Fraa un isch un die annern habbe Esse besteld un weider... was soll mer saache, nix besonneres - eischendlisch.

Dann kam des Esse un isch hab meine Aache ned gedraud. Wie die meissde hat isch e Wiener Schnitzel bestelld. Des Lokal had exdra fer uns e klaa Speisekard uffgeschribbe. Da war ned viel brauchbares druff, abber die Preise warn dadefer seehr gehoobe, wie isch maan. Fer des Schnitzel hattese zwaanzwanzisch Euro uffgerufe. Gud, dadefer solds aach Kalbflaasch sei. Na ja, wanns wenischsdens gud is, wolle mer ned maule.

Des wars abber ned! Naa, garned. Was uns der Kochlaie da uff de Deller gelescht had, had ausgesehe wie zwaa klaane panierde Flaaschbröggelscher un dadezu ebbes, was eischendlisch Braadkardoffel sei sollde. Abber ganz ehrlisch, so Braadkardoffel hab isch mei ganz Leebe noch net gesehe. Mer konnt zwar erkenne, dass des ma Kardoffel warn, abber der Geisdesabwesende am Herd had die zu was wern lasse, was eher wie Grillkohl ausgesehe had. Des ganze Esse war e aanzisch Zumudung. Mer is ja immer widder bleed. Mer hädde den ganze Schmodder zurickgehe lasse solle. Aber naa, da mescht mer kaan Uffstand und fängt hald doch aa ze esse. Gud, des Flaasch un de Goggesalaad konnt mer esse, mehr abber aach ned. Die verkoggelde Kardoffel habbe abber alle ibrisch gelasse. Mer habbe die aach bei de Bedienung regglamierd, abber maanste, aus de Kisch häd sisch aaner bligge lasse? Nix. Des Fraasche von de Bedienung had nur gesachd, sie hätte es weitergegeben... En Schnabbs habbe se uns uns dadefier servierd, damid mers Maul halde solle. Un widder warn mer bleed. Den hädde mer stehn lasse solle. Den häddese selber saufe solle. Man, man, man hab isch misch geärscherd. Der Lade kann mer jedenfalls fer immer gestohle bleibe. Kaa Baa setz isch da mer enei!!

Ich hab misch dann abber widder beruischt un wollt mer die Laun net weider verderbe lasse. Mer warn schlieslisch aach wesche de Leud gekomme, gell. Plözlisch erhebt die Fraa von dene mid de Goggebriegesischder die Stimm un … (Stopp: Hier muss die Zensur eingreifen. Das wird doch zu peinlich.)

Na ja, se hads immerhie geschaffd, dess die gud Laun hie war un de Abend nedmer lang gewordde is. (…Zensur…) Mer habbe noch e bissi gebabbeld un sinn dann aach haam. So ebbes braacht kaaner, werklisch. Des habbe jedenfalls aach alle gemaahnd, die wo noch dageblibbe warn.

Es duht mer ja werglisch leid, abber des musst isch aafach ema loswern.

So, jetzt is mers besser. Tschö aach.

KFa

© RT Frankfurt 2019







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